Amorgos - Im Norden

2013

Am nächsten Morgen nehme ich früh bei Vangelis im Hafen ein leckeres Frühstück ein, denn ich will heute den Fußweg hoch zum Kloster Chosoviotissa im Schatten machen. Das ist aber nicht mehr möglich. Das an den Felsen geklebte Kloster fasziniert mich total, der Aufstieg für einen alten Mann ist aber brutal, oft werde ich überholt auf dem Anstieg und ich bin schweißüberströmt schließlich oben. Der Blick nach unten entlohnt schon die Anstrengung. 

Das Kloster ist genial eng. Die Besucher bekommen Rakomelo und kaltes Wasser angeboten, wobei ich dankend nur das Letztere nehme. Es tut sehr gut und ich bekomme ein zweites Glas. Die Ruhe in dem Kloster überträgt sich ein wenig auf mich, aber leider auch die Enge. Als der Besucherstrom kurz abreißt, ergreife ich die Chance, auf der engen Steintreppe das Gebäude wieder zu verlassen. Draußen ist es windig und wegen der Reflektion am weißen Klostergebäude ein gleißendes „himmlisches“ Licht. Den Fußweg zum Parkplatz hinunter überstehe ich so eben, aber unten wischt mir der Mönch am Eingang mit einem Papierhandtuch den Schweiß von der Stirn. Ich bereue, kein zweites Hemd mit auf die Fahrt genommen zu haben.

Ich bin gespannt, ob die Fahrt in den Norden genau so anstrengend wie die in den Süden sein wird. Doch es geht nur kurz hinter Chora in die Berge und dann am Meer eher nur bergab bis nach Aigiali. Der Hafenort liegt in einem kleinen grünen Tal. Ich setze mich am Parkplatz im Hafen ins nächste Kafeneion und erhole mich von den Strapazen des Kloster-besuchs. Die Sonne scheint, ein leichter Wind geht und ich stelle schnell fest, dass Aigiali anders ist als Katápola. Es herrscht mehr Urlaubsbetrieb und so begebe ich mich mit einem Tiropita vom Bäcker unter die Tamarisken am lang gezogenen Hafenstrand in den Schatten. Sand und Wasser sind angenehm. Ich entspanne mich. Die Atmosphäre in Aigiali gefällt mir zusehends. 

Als die Hitze zunimmt, erkunde ich noch die Gegend. Ich fahre hoch nach Tholaria. Auf dem Weg komme ich an einigen edleren Unterkünften vorbei. In Aigiali ist bestimmt auch eine andere Klientel zu Gast. Von Tholaria aus gesehen liegt der zweite große Hafen der Insel beschaulich da. Ein schönes Bild. Der Ort selbst macht grad Siesta. Ich fahre also wieder hinunter zum Baden.

Als es dämmrig wird, kehre ich auf der Rückfahrt zu einem Usaki im Kath‘odon in Chora ein. Der Alte, der auf Richis Seite dort immer sitzt, ist nicht zu sehen. Nur wenige Besucher sind unterwegs, um nach Caps, Shirts oder Souvenirs zu sehen. Der Wind hat nachgelassen. Es herrscht eine angenehme Ruhe in dem kleinen Ort. Ich verbringe noch einen netten Abend in Katapola und nehme morgens die Blue Star nach Naxos zurück.