Weggeweht auf Antiparos - Kleine Odyssee

2013

Ich will die Tropfsteinhöhle auf Antiparos besuchen. Nicole empfiehlt mir, in Paros ein Moped zu nehmen, mit der Fähre nach Antiparos zu fahren und dann zur Höhle. Mopeds sind nicht so mein Ding, aber es kommt ja eh alles ganz anders.

Ich habe mir beim Frühstück so viel Zeit gelassen, dass ich in letzter Minute die Blue Star erreiche, um nach Paros zu fahren. Eine große Fähre mit zwei Rolltreppen und Hunderten müder Reisender im hellen Sonnenlicht. Krass. Bevor ich in Parikia überhaupt nachdenken kann, ob ich doch ein Moped oder besser ein Auto mieten soll, haben mich Leute überredet, mit dem Wassertaxi nach Antiparos überzusetzen. Dort soll vom Anleger ein Bus direkt zur Höhle zu fahren. Natürlich fährt er vom Fährhafen, aber der Weg in der Sonne dorthin ist nur kurz. Der Bus braucht nicht lange.

Die Höhle ist beeindruckend. Ich habe mich früher immer geweigert, Höhlen zu betreten. Diese ist ziemlich groß, gut ausgeleuchtet und hat moderne Treppen, die in die Tiefe führen. Je tiefer ich hinabsteige, umso kühler und nasser wird die Luft. 

Der Aufstieg wird anstrengend, aber so heftig wie zum Kloster auf Amorgos dann doch nicht. Doch es ist schön, oben in der Halle beim Eingang zu sitzen und die kleine Kapelle anzusehen. Der Bus fährt pünktlich zurück. Der Wind hat zugenommen. Andrea hat mir vorher gesagt, man könne gut baden. Der Strand südlich des Hafens ist sandig, aber voller Wind. Im Laufe des Nachmittags nimmt er noch zu. Eine Decke wär jetzt gut, ich friere etwas. Lustig wird es, als sich die Coca-Cola-Kantine sich im Sand festfährt. Der Wind nimmt weiter zu, ich gehe im Schatten des frei gezogenen Wagens zurück in die Stadt, einen Frappé zu trinken. 

Am Pier steht, dass alle Wassertaxis „gecancelt“ sind, weil die Wellen zu hoch sind. Nun muss ich doch zur Fähre zurück in den kleinen Hafen. Sie fährt erst gegen fünf, mit mir an Bord Arbeiter, die nach Paros zurückfahren. Am Anleger bei Pounda steht schon der lokale Bus bereit. Aber statt nach Norden nach Parikia fährt er erst mal südwärts und braucht eine halbe Stunde über Kampos, bis er schließlich in Parikia am Busbahnhof am Hafen ankommt und die Fähre weg ist, die ich nehmen will. 

In Parikia bin ich zuletzt vor 24 Jahren gewesen, als Jannis eins war. Ich erkenne zwar den Hafen und die Windmühle mit dem Kreisverkehr, aber sonst nicht mehr so viel. Ich gehe auf gut Glück in das Gassengewirr und setze mich in ein Kafeneion, wo ich wieder Ruhe finde und einen guten Frappé trinke.

Die nächste Blue Star soll leider erst um elf Uhr abends nach Naxos zurückfahren, wie ich zu meinem Kummer feststelle. Aber um acht soll ein Superjet gehen. Auch gut. Ich mache einen Spaziergang im Ort, finde aber nicht mehr den Weg zu unserem Haus von damals, nur einen Fußballplatz bei einer Schule, wo die Jungs in der Abendsonne trainieren.

Natürlich hat der Superjet Verspätung. Ich sitze mit einigen Reisenden in der Dämmerung auf der Mauer der Windmühle am Hafen und halte alle fünf Minuten Ausschau nach dem Schiff. Die Sonne geht unter hinter dem Berg. Um neun legt das Schiff schließlich an. Eine Stunde Verspätung geht ja noch.