Koufonissi - mal etwas länger

Die Diskussion im Vorfeld ist heftig gewesen. „Koufonissi? Diese Schickimickiinsel? Dann doch besser nach Anafi. Und auch noch Schinoussa, da ist doch gar nichts los. Mach mal alleine.“

Ich erinnere mich an meine erste kurze heiße Begegnung mit Koufonissi zu Anfang August vor acht Jahren und denke, auch diesmal könne es keine Liebe werden.

Als ich im Dunkeln weit nach Mitternacht ankomme, ist es kühl am Anleger. Die wenigen jungen Leute werden von Mopedfahrern abgeholt oder werfen ihre Rucksäcke auf die Ladefläche des kleinen Lkws. Er gehört wohl zu Finikas. Ich bin fast allein noch, als ich oben an der Straße jemanden im Halbdunkel stehen sehe. Dimitris fährt mich schnell hinauf zur Windmühle. Ich werfe einen letzten Blick auf die sich entfernende BlueStar und gehe sofort schlafen.

Nach dem Aufstehen setze ich mich auf die Terrasse und blicke auf den Hafen und das Meer, sehe die Scopelitis losfahren und fühle mich sehr wohl. Die Entscheidung oben neben der Windmühle zu wohnen, ist richtig gewesen. Ich bin der einzige Gast im Haus und mache mich gegen zehn Uhr auf ins Dorf, am Strand ist noch nichts los. Ich gehe im Schatten an der Mauer entlang und sehe, dass das Lefteris noch geschlossen ist. Im Kalamia sitzen junge Griechen bei fetter Musik. Es gibt gutes dunkles Brot zum Frühstück, klasse. 

Ich erkunde kurz das Dorf, kaufe noch Getränke ein und und mache mich bei Sonne und Wind zurück, um den Kühlschrank zu füllen. Als ich Dimitris davon erzähle, dass ich zum Ormos Pori will, bietet er an, weil er sowieso in Richtung Pori will, mich dorthin zu fahren, schwärmt vom Strand und erklärt mir den Fußweg zurück.

Am riesigen Poristrand ist es fast leer. Zwei Segelboote ankern in der weiten Bucht. Ein Radfahrerpärchen sucht sich einen Schattenplatz unter einem Baum und lässt noch einen für mich. Das Wasser ist herrlich frisch. Danach erkunde ich die Steingegend um die Bucht. Die Taverne ist noch zu, Männer räumen auf, Hunde bellen mich an. Als ich genug habe vom Chillen, mache ich mich auf den Rückweg. Ich habe keine Probleme mit dem schmalen, manchmal nur angedeuteten Weg an der Küste entlang. 

Die Blicke von oben auf das Wasser sind einfach nur schön. Diese wundervollen Farben wird mein einfacher Fotoapparat wohl nicht hergeben. Egal, die Farben sind in meinem Kopf gespeichert, und es gibt bestimmt andere Seiten im Netz, wo ich mich zuhause noch mal satt sehen kann. Über Piscina erreiche ich Pounta und Fanos. Das Fanos ist auch noch nicht auf, so dass ich bis zu Finikas weitergehe und mich vor der Sonne in den kühlen Schatten flüchte zu einem Frappé. Die Taverne ist gut besucht von Mittagsgästen. 

Ich verfolge ein Wanderpaar erst mit den Augen und dann nach dem Bezahlen auch mit den Füßen. Nach dem Portastrand machen sie den großen Bogen an der Küste zum Hafenstrand hin, wo ich vorsichtiger gehe. Schließlich komme ich etwas verschwitzt, aber zufrieden oben bei der Windmühle an, wo junge Leute aufräumen und die Saison vorbereiten. 

Als ich mich abends mit Dimitris über Restaurants unterhalte und ich ihn nach dem Remezzo in der Nähe frage, empfiehlt er mir das Captain Nicholas oder – wenn es mir am Nachmittag dort gefallen habe – das Finikas. Er sei am Vorabend da gewesen und habe sehr gut gegessen. Ich habe aber keine Lust auf Laufen. Er lächelt nur und nimmt mich gegen acht mit ins Dorf, fährt die Sandstraße zum Finikas hinunter und setzt mich ab. Ein netter Kerl, dieser Dimitris! Leider ist nun dort nicht mehr viel los, ich bin wohl zu früh da. Das meint auch das Moschari Kokkinisto. Es hätte noch garen können, auch der Bediener wartet wohl auf größere Tische. Als es zu dämmern beginnt, gehe ich, und genau da kommen mehrere Wagen mit Gästen angerauscht. Ich trinke auf dem Rückweg in dem Café vorm Aigion einen Espresso und verbringe noch etwas Zeit auf dem Balkon mit Lesen und Fernsehen auf das dunkle Meer und die Umrisse von Keros und Kato Koufonissi.

Die Nacht ist unruhig, Mücken! Also hole ich mir am Morgen den Mückenschutz von Dimitris. Dann probiere ich aus, ob mir das Frühstück im Aigion mit Blick auf die Badebucht im Dorf auch schmeckt. Es gibt das saftigste Omelette der letzten Zeit und dazu starken Kaffee, so dass ich zufrieden weiter zum Bäcker gehe und mir mein Tagestiropita mit zum Fanosstrand nehme, wo ich den Nachmittag verbringe. 

Gut, dass ich den Faltstuhl dabei habe und ein ruhiges Plätzchen an der Mauer finde. Ich lese und schwimme und döse und lese und schwimme und nehme auf dem Rückweg beim Aigion einen frisch gepressten Orangensaft im Schatten ein und bin mit Koufonissi im Reinen. Mir egal, Jetsetinsel oder Schickimickihotspot, Ende Mai ist es eine kleine schöne Insel, die sich auf den Sommer vorbereitet. Die Gästeschar ist noch überschaubar, wie Dimitris beklagt. Doch im Juli/August sei das ganz anders.

Im Neo Remezzo werde ich abends sehr freundlich bedient und das Gemista ist sehr lecker. Im Dorf bekomme ich sofort mein Ticket für den nächsten Morgen, ich bummele im Halbdunkel bis zu Captain Nicholas, der gut besucht ist und komme auf der Abkürzung zur Windmühle zurück an jungen Leuten vorbei, die ihre Stores oder Bars einrichten für die Saison. Ich habe einen letzten schönen Balkonabend und eine ruhige Nacht, bis um Viertel nach 9 die Scopelitis um die Ecke biegt und Dimitris laut ruft: Ela, Niko, und mich nach 30 Sekunden am Schiff absetzt. Unsere Verabschiedung ist herzlich. Koufonissi, wir sehen uns.