Naoussa 2019

Nach Schinoussa erlebe ich nun wieder Betrieb. Die BlueStar legt in Parikia an und beim Verlassen des Schiffes sehe ich mit hundert anderen Reisenden schon die wartende Menge. Auch ich komme nicht ungeschoren vorbei und habe nach zehn Minuten einen günstigen Citroen gemietet. Ich fahre ihn vom Hafen weg, parke und muss ein Parkticket ziehen. Paros, du machst dich. Vom Empfangstrubel an der Windmühle entfernt setze ich mich ins Idea in den Schatten gegen über dem byzantinischen Museum und lasse mir ein griechisches Frühstück schmecken. Auf Paros will ich alte Erinnerungen von 1989 auffrischen, als Ramona und ich mit Jannis hier gewesen sind.

Die Fahrt nach Naoussa habe ich mir länger vorgestellt. Doch dann wird es schwierig, meine Unterkunft zu finden. Der Rat eines Mannes an der Autovermietung ist falsch. Also fahre ich ganz durch den Ort und finde beim 2.Versuch die Abfahrt rechts hoch. Die Straße ist eine Sackgasse und ich habe Mühe zu wenden. Beim 4. Versuch bin ich richtig und nach längerem Rufen kommt ein Niko und lässt mich in mein Zimmer.

Ich wohne hoch über dem Ort mit kleiner Aussicht aufs Meer. In kaum fünf Minuten bin ich unten am Hafen an der Brücke. Zwei Schranken sperren den Hafen und den alten Ortskern für Fahrzeuge ab. Die Sonne scheint und ich mache einen ersten Bummel. Fotomotive gibt es genug. Hinter dem Hafen liegen enge Gassen mit Restaurants und Geschäften. Der Ort wirkt noch verschlafen. Bald bin ich wieder an dem Platz an der Brücke und finde sogar sofort den Rückweg. Ich packe meine Badesachen, werfe von oben einen Blick auf den Ortsstrand Piperi und fahre dann doch zum Kolimbithresstrand fünf Minuten entfernt.

Die kleinen Buchten zwischen den großen Steinen sehen interessant aus, doch sind sie schon fast überfüllt. Ich bin überrascht. Schließlich fahre ich ein kurzes Stück zurück zur ersten Bucht, finde eine Liege mit Schirm und lasse mich nieder. Ich sehe dem Treiben in der Naoussabucht zu, Wasserflugzeuge heben ab, Surfer versuchen ihr Glück bei wenig Wind, Stehpaddler sind unterwegs und ich erkenne am Ende, warum es so voll ist. Boote bringen Badegäste wieder zurück hinüber zum Hafen. Kolimbrithes muss man im Parosurlaub wohl mal besucht haben.

Am Abend füllen sich der Hafen und die Restaurants und Cafes. Alle wollen den Sonnenuntergang genießen. Es ist eine schöne Atmosphäre. Beim Bummel schaue ich mir die Preise in den Tavernen am Hafen an, nicht meine Preisklasse. Das Suchen des empfohlenen Palia Agora im Gassengewirr ist schwierig. Zwei junge Bediener in dem Viertel kennen sich nicht aus, wahrscheinlich stammen sie aus Athen und arbeiten gerade erst eine Woche in Naoussa. Dann gehe ich nur um die Ecke und laufe drauf zu. Es gibt noch einen kleinen Tisch in der Nebengasse, ich nehme aus der kleinen Karte Keftedes und lasse sie mir schmecken. Jede Menge Leute schieben sich schon Ende Mai vorbei und ich möchte nicht wissen, was im August hier los sein wird. Beruhigend ist, dass es noch Ecken gibt, wo Kinder Fußball spielen können. 

Die Nacht ist gut gewesen und ich gehe hinunter zum Ragoussis am Hauptplatz und bekomme leckeres Frühstück mit dunklem Brot dazu. Mal sehen, was die nördliche Halbinsel Ikonimiou an Stränden zu bieten hat. Die Fahrt zum Langeri breche ich in der Mitte ab, weil die Straße immer schlechter wird. An der Ostseite fahre ich durch ein Ferienhausgebiet und finde nach einigen Versuchen am Santa Maria eine Bucht mit Liegen. Das Wasser ist toll, es ist ruhig, ich kann chillen. Erst ab fünf wird es voller. Zuhause auf dem Balkon ist es schön warm, ich genieße die Abendsonne, bin versöhnt mit diesem Rummelort, bummele später, esse im ziemlich leeren Minoa ein mäßiges Pastizio und lasse den Abend mit Ouzo und Espresso ausklingen. 

Nach einem wieder guten Ragoussis-Frühstück packe ich meine Sachen, sehe von oben die ersten Boote zum Kolimbithres fahren und verlasse Naoussa in Richtung des hoffentlich ruhigeren Piso Livadi.