Nikiti - nach 40 Jahren

Bei Asprovalta verlassen wir die Autobahn Kavala – Thessaloniki und machen Rast an einer Tankstelle. Mal sehen, was diese Reise noch so alles mit sich bringt. Über Stavros fahren wir nach Olympiada am äußersten Rand der Chalkidiki. Hier sind wir Ende der Achtziger Jahre mal auf einem Campingplatz gewesen. Der Strand sieht nicht überlaufen aus, aber vernünftige Zimmer zu bekommen ist schwierig. Die Rumänen und Bulgaren haben noch Ferien, erklärt man uns. Aha. Also geht es weiter über Ierissos und das hübsche Pyrgadikia in Richtung Agios Nikolaos. In der Nähe des Akti Salonikiou sind viele neue Häuser am Strand entstanden. Wir geben die Suche irgendwann auf und fahren zu Georgios' Taverna Sonia zwischen Nikiti und Metamorfosis. Er ist erstaunt, uns zu sehen und freut sich, und wir sind froh über seinen Frappé. Da wir früher als gedacht da sind, haben wir kein Zimmer. Er denkt kurz nach und vermittelt uns dann eine günstige Wohnung in der Nähe bei Woula und Haris. Von dort aus werden wir weitersehen.

Das kurze Abendbad im Meer neben dem Porfistrand ist enttäuschend. Die Strände bei den beiden großen Hotels haben mal eine Blaue Flagge gehabt. Nun kommen sie uns vor wie Kloaken. Da ist selbst das Wasser an der Paralia von Nikiti besser, wie wir später feststellen werden. Aber wir wollen ja sowieso zu anderen Stränden. 

Abends bringt uns Georgios' Frau Maria tolle Gigantes und ein besonderes Moussaka mit Paprikageschmack. Der Schokoladenkuchen zum Nachtisch macht uns dann fast glücklich. Doch die Nacht zeigt, dass uns die Mücken und der Verkehrslärm auf dem „Highway“ wohl von hier vertreiben wollen. An der Ampel gibt es morgens um halb elf bereits den ersten größeren Stau. Auf dem Weg zum Kalogriasstrand erkennen wir, dass Agios Joannis durch eine riesige Hotelanlage vorn zugebaut wird. Die Veränderung schreitet voran. Wir finden mit Mühe einen Parkplatz, nehmen zwei Frappedes mit von der Kantina und haben einen schönen Tag am Meer. Am nächsten Tag fahren wir an einen unserer Lieblingsstrände, dem Karidi hinter Vouvourou. Er ist sehr voll, und windig ist es auch noch, deshalb verabschieden wir uns bald und testen den Trani Ammouda hinter Ormos Panagias. Wir sind 2002 mal im Antigoni Hotel gewesen, das sich nun ziemlich herausgeputzt hat. Beim Meltemi nehmen wir Liegen und erkundigen uns nach Zimmern. Fündig werden wir nicht. Doch das Meer und seine Farben gefallen uns hier gut.

Freitags ist Markt in Nikiti oben im Dorf in der Nähe der Bushaltestelle. Wir erkennen ihn nicht wieder, so groß ist er geworden. Neben Griechisch herrscht Bulgarisch als Sprache vor. Georgios meint, wenn die Ferien vorbei sind, kommen die Rentner aus Sofia. Wir bummeln und nehmen Früchte mit für unseren Quark am Morgen. 

Abends essen wir bei Sonia gefüllte Kalamari und Rote-Bete-Salat und das leckere Mastixeis zum Kuchen. Es geht uns gut, doch wir hoffen, dass wir übermorgen umziehen können. Haris' Haus mit dem tollen Garten und der großen Außendusche und der kurze abendliche Spaziergang zum Essen gefallen uns, doch wir suchen etwas mehr Ruhe und Bequemlichkeit.

Der Lagomandrastrand mit den hohen Bäumen bietet mehr Platz als Kavouri oder Kalogrias. Hier findet man ein ruhiges Plätzchen, wenn man das will. Der Tornado im Juli hat nicht nur Tote auf Kassandra zur Folge gehabt, sondern auch Teile von Sithonia verwüstet. Am Lagomandra sind einige uralte Bäume entwurzelt worden. Georgios erzählt abends, dass er Glück gehabt hat und seine Gäste kurz vorher schnell die Taverne verlassen haben. Nur der vom Regen nasse Boden habe einen Brand der abgerissenen Stromleitungen verhindert. Auch seine Eltern haben so etwas noch nie erlebt. 

Am Abend gehen wir in Nikiti shoppen und nehmen Honig mit und ein Windspiel und sehen, dass die alte Lagerhalle an der rechten Seite zum Hafen hinunter zu einer Ausstellungshalle umgebaut worden ist, nämlich der Art Gallery Apothiki. Dort finden wir eine Ausstellung von Stratos Kalafatis vor mit Bildern der Ägäis unter dem Titel „Archipelago“. Der Betreuer Michael (wahrscheinlich aber Michailis) erlaubt mir zwar zu fotografieren, aber meine Fotos haben nicht die Qualität der im Netz befindlichen Bilder. Uns gefallen die Momentaufnahmen auf den Fähren besonders gut. Das Foto auf dem Plakat zeigt den Untergang eines Autos im Meer während des Tornados auf der Chalkidiki. 

Nikiti wirkt nicht mehr so abschreckend wie beim letzten Besuch. Rummelig ist es früher im Sommer auch gewesen, doch die vielen neuen Häuser und parkenden Autos verändern das Bild sehr. Wir setzen uns nachmittags ins Aura am Meer und testen kurz das Wasser. Dann gibt es leckeren Orangenkuchen zum Frappé. 

Vor dem Essen ruft uns Stela an aus Ormos Panagias. Sie habe eine freie kleine Wohnung für uns. Also lassen wir uns Kleftiko, das Tagesgericht schmecken, nehmen Kataifikäse zum Abschluss und versprechen, zum Essen wiederzukommen.