Piso Livadi

Auf Paros gibt es nur kurze Wege. In zwanzig Minuten bin ich an der Ostküste in Piso Livadi. Ich finde sofort mein Zimmer. Michailis, sein Bruder, die Mama und die Oma begrüßen mich freundlich. Die nicht schließende Badezimmertür ist sofort repariert, als ich vom Kaffeetrinken am kleinen Hafen zurückkomme. Hier ist alles viel ruhiger als in Parikia oder Naoussa. Ich erinnere mich, dass vor sieben Jahren die Ausflugsboote von Naxos in Richtung Santorini oder Mykonos hier kurz angelegt und weitere Passagiere aufgenommen haben. 

Der Ort ist überschaubar und zu Fuß schnell zu erlaufen. Danach kaufe ich im Minimarkt ein und fahre in Richtung Chrissi Akti, dem langem Sandstrand gegenüber dem Plaka von Naxos. Ich finde die richtige Abfahrt von der Hauptstraße und schlängele mich durch bis zu einem kleinen Parkplatz unter Bäumen. Der Sandstrand liegt voll im Wind. Es sind nur Fußgänger unterwegs, ein Kitesurfer und ein Windsurfer auf dem Wasser, und ich verbringe den Nachmittag mit dünnem Pullover auf der Liege, wenn ich nicht doch kurz im Wasser bin.

In meinem Zimmer hingegen ist es warm, nur auf dem Balkon hoch über dem Meer ist es auszuhalten. Am Abend findet sich an der Paralia eine griechisch-chinesische Hochzeitsgesellschaft ein, die längere Tische in mehreren Tavernen reserviert hat. Fotos werden von den mitgebrachten Fotografen abgewehrt. Ein ganz neues Heiratsgefühl. Ich finde gerade noch einen Eckplatz im Gialos und esse Penne mit Gemüse und einen leckeren Rote-Bete-Mus. Den Espresso trinke ich gleich nebenan vorm Anchorage, wo einige deutsche und britische Stammgäste sitzen.

Die Nacht ist nicht so gut. Die Vermutung, dass ich wohl der erste Gast bin und die lange nicht erwischte Mücke hinterlassen ein morgendliches Müdigkeitsgefühl. So gehe ich nicht die Paralia entlang zu Captain Yannis, sondern stoppe bereits beim Anchorage und habe mit der Entscheidung Glück, Bedienung und Brot und Eier sind klasse und meine Laune steigt.

Auf der Suche nach dem Strand von vor 30 Jahren fahre ich nach Süden. Am Lolantoni ist es sehr windig und ziemlich leer, Wetter für Windsurfer. Dann lieber weiter zum Farangas. Er gefällt mir und ist gut besucht wegen des Ambientes. Atmosphäre und Musik sind was für junge Leute. Dementsprechend sind auch die Preise, ich nehme eine Liege abseits unter Bäumen für den Seniorenpreis. Anscheinend sind die kleinen Strände von früher verschwunden. Ich lasse es mir trotzdem gut gehen.

Auf dem Rückweg fahre ich noch Drios an. Dorthin haben Ramona und ich vor zwei Jahren gewollt und ich finde nach mehreren vergeblichen Abfahrten von der Hauptstraße in Richtung Meer, dass unser damals ausgewähltes Quartier ziemlich zugebaut worden ist. Da ist Piso Livadi als Standort schon insgesamt angenehmer.

Abends esse ich im Soiree, bin gut zufrieden und wundere mich nur über die ausländischen Namen für Restaurants, Cafes und manche „Rooms“. Ich schlafe ein mit dem Gedanken, wenn schon der Strand nicht auffindbar ist, dann wohl aber doch das Haus von damals. Morgen werde ich eine kleine Inselrundfahrt machen.