Schinoussa - mal anstrengend, mal ruhig

Die Express Scopelitis legt morgens pünktlich im Hafen von Schinoussa an, zu meinem Zimmer hinter dem Mersini sind es nur 50 Meter. Die vier anderen Reisenden verschwinden mit einem Caddy schnell nach oben in die Chora. Die Scopelitis fährt los und es ist wieder ruhig im Hafen.

Ich beziehe ein schönes Zimmer und esse erst mal im Mersini ein sehr leckeres Frühstück. So ruhig habe ich mir den Hafen nicht vorgestellt. Vielleicht hätte ich doch besser in der Chora wohnen sollen.

Vor drei Jahren habe ich auf Iraklia zwei schwarzgelbe Wanderpaare kennen gelernt, die mit Schinoussa nichts anfangen konnten - überall nur Mauern, keine Wanderwege - und deshalb von Iraklia begeistert gewesen sind. Also bin ich gespannt, was mich erwartet. Ich suche den kleinen Strand am Hafen auf und sitze im Schatten und friere, denn es bläst ein heftiger Wind in die Bucht hinein.

Also mache ich mich lieber auf den Fußweg die Treppen hoch in den Hauptort. Als ich nach gut 20 Minuten oben bin, bin ich froh. Ich bin längeres Treppensteigen anscheinend nicht mehr gewohnt.

Der Ort Panagia ist klein und strahlt eine ziemliche Ruhe aus im Mai. Ich biege um die Ecke und sehe sofort die schwarze Frau an der Hauptstraße sitzen. Sie wartet dort also nicht nur auf Richi.

Natürlich hat der Ticketladen zu. Er soll erst um sieben öffnen oder um acht. So ganz einig ist man sich nicht. Ich setze mich vors Chara und trinke einen Frappé und sehe dem Fischer gegenüber beim Verkauf seines Fangs zu. So nach und nach kommen Leute zu Fuß oder mit Moped oder Auto und kaufen bei ihm ein. Der Gang zur Toilette führt mich zu einem Relikt der achtziger Jahre, einem Stehklo. Das Dorf gefällt mir.

Als ich nach dem Einkauf in dem kleinen Laden Siesta in meinem Zimmer machen will, beginnen nebenan eine Mischmaschine und ein Trennschleifer Musik zu machen. Bauen ist also auch auf Schinoussa angesagt. Warum wundert mich das nicht? Am Hafen ist es immer noch windig. Da probiere ich mein Glück lieber woanders, also wieder hoch und am Dorfanfang gleich wieder hinunter zum Tsigouristrand, wo nur eine Frau badet und zwei Segler im Wasser sind. Ich finde Schatten unter Tamarisken, doch windig ist es hier auch. Das Wasser ist toll und ich bleibe. 

Als ich wieder hoch und dann wieder unten zurück bin, habe ich mein Sportprogramm für diesen Tag erledigt. Abends sehe ich den einlaufenden Booten zu, höre Geschirrgeklapper und französische Brocken einer Segelgesellschaft im Mersini und setze mich etwas entfernt hin, denn hoch will ich nicht noch mal an diesem Tag. Der Preis für frischen Fisch schreckt mich ab und so entscheide ich mich für den Inselsalat mit Kalamari und Garides. Die Wahl ist richtig gewesen, es schmeckt prima und ich habe eine gute Nacht in dem schönen Zimmer.

Der nächste Morgen kommt bedeckt und grau daher. Ich denke, ich finde eine windgeschützte Ecke, doch nach einmal Eintauchen im Meer ist es draußen zu frisch. So verbringe ich die Zeit mit Lesen und Schauen vom Balkon vor der Tür aus. Im Hafen ist es ruhig. Doch selbst auf so einer kleinen Insel fahren Trapeza-“Laster“ herum. Später sehe ich ihn auch oben in der Chora. Er passt geradeso durch die Gassen, hält aber kaum an, mir scheint, die Inselbewohner haben genug Stühle.

Der Ticketladen öffnet mit Verspätung und ist sofort ein Anlaufpunkt für verschiedene Menschen. Manche wollen nur telefonieren. Auch meine Daten werden per Telefon weitergegeben und fünf Sekunden später druckt der Drucker meine Fahrkarte aus. Sensationell. Man lernt überall dazu.

Beim Bummeln durch das Dorf sehe ich Leute unten vorm Deli sitzen und Kaffee trinken und klönen. Oben sieht es leer aus, ich nehme die Treppe und finde einen Platz mit schöner Aussicht auf die karge Insel und das Meer im Hintergrund. Solange ich der einzige Gast bin, nimmt sich Dimitris Zeit für mich und erklärt Konzept und das heutige Menü, das aus zwei Fisch- und zwei Fleischspeisen besteht. Ich entscheide mich für für Schwein in Weißwein, sehr lecker. Vorher gibt es Oliven und Brot und ein süffiges Mamos. 

Ich genieße in Ruhe Essen und Atmosphäre und mache mich im Licht der untergehenden Sonne auf den Heimweg. Die kleinen Kykladen haben alle etwas Besonderes. Auch Schinoussa, von einigen Kykladenfreunden links liegen gelassen, gefällt mir gut. Ich kann gar nicht sagen, welche der "Einsamen" den größten Eindruck bei mir hinterlassen hat oder doch …?  Gebaut wird immer und überall.

Im Mersini gibt es zum Abschied noch einen Ouzo von Kosta, der mit mir am nächsten Morgen die BlueStar nach Piräus nehmen will. Ich hingegen fahre über Iraklia und Naxos nach Paros in eine ganz andere Kykladenwelt.