Sifnos - Kamares

2018

Sifnos habe ich eigentlich ausgesucht, weil ich von Naxos aus Folegandros und eine zweite westliche Kykladeninsel besuchen will, und Milos kenne ich schon ein wenig. Ich stehe zwar nicht so auf Kirchen und Klöster, doch die Bilder der Panagia Chrissopigi haben es mir angetan. Verena hat mir geraten, im Hafenort Kamares zu wohnen, was die richtige Entscheidung ist. Denn ich habe mich ja auch in Katapola oder zuletzt in Agios Stavros wohlgefühlt. Schiffe ankommen zu sehen mag ich sehr. 

Wieder mal ist es dunkel bei meiner Ankunft auf einer neuen Insel. Nach fünfzig Metern aber sehe ich schon Antoni warten, der mich an der Hafenstraße an den Cafes und Tavernen entlang auf die andere Seite der Bucht in den Ortsteil Agia Marina bringt und unterwegs anhält und mir eine Treppe hinunter zu einer Taverne unterhalb der Straße zeigt, falls ich Hunger habe. Wir fahren etwas weiter und er biegt nach links hinunter zu den Aglaia Studios. Mein Zimmer liegt am Ende der unteren Reihe und ich habe freie Sicht auf die Lichter im Hafen. Auf dem Weg bemerke ich, dass noch zwei weitere Zimmer bewohnt sind. Ich finde Wasser im Kühlschrank, teste die Härte des Bettes, bin zufrieden, setze mich unter den Baum auf der Terrasse und genieße für einige Minuten die Stille und Schönheit des Augenblicks. 

Es ist noch warm, als ich im Dunkel der Schotterstraße auf dem Fußweg die Treppe hinunter zum Argiris finde. Die Taverne ist um elf noch gut besucht. Zum großen Mythos nehme ich Bifteki in Rosmarinsauce und bin sehr zufrieden. Langsam leert sich das Lokal, alle gehen am Meer lang zurück in Richtung Hafen. Weil ich müde bin, verlasse ich die Taverne schließlich auch und habe zuhause eine angenehme Nacht.

Nach dem Aufstehen erkenne ich die Schönheit der großen Terrasse und sehe aufs Meer und auf das erste ankommende Schiff. Doch mein Hunger ist bald so groß, dass ich mir den Rucksack nehme und losziehe, einmal die Straßen um die Bucht herum bis in den Ort: Dort gibt es im Pipis nicht nur Omelettes, sondern ich bekomme ein gutes Frühstück mit Käse und Honig und Joghurt und Saft. Ich kaufe das Nötigste in dem kleinen Laden ein und finde in einem Strandcafe eine Liege im Schatten und bekomme den ersten sifnischen Frappé.

Dann ziehe ich meine Sachen aus und gehe ins Meer. Das Wasser in der Hafenbucht ist klar, doch es ist seicht und ich brauche einige Zeit, bis ich gut schwimmen kann. Es gibt drei kleine Strandcafes nebeneinander, die gut besucht sind. Ich döse etwas, nehme englische und schwedische Stimmen wahr und mache mich gegen zwei am Strand entlang wieder zurück Richtung Zimmer. Sifnos ist wärmer als Naxos und so halte ich Siesta. Um fünf hat der Wind aufgefrischt, dazu ist es bewölkt. Ich sehe, wie Antoni den Wassereinstieg unterhalb der Studios nutzt, um sich abzukühlen. Das verschiebe ich für mich auf den nächsten Tag. Was für ein herrlicher Fleck ist das hier! Gegen halb sieben verschwindet dann die Sonne, die doch wieder herausgekommen ist hinter dem Berg.

Ich bin zu faul, in der Wärme noch mal in den Hafen zu laufen. Da es mir am Vorabend gut geschmeckt hat, will ich statt der sicheren Nummer mit den seit Jahren nicht gegessenen Bifteki das Inselgericht Revithia probieren. Stergios lächelt etwas, als ich meine Bestellung aufgebe. Der Kichererbseneintopf kommt in einem sifnischen Tonteller und ich habe Mühe, alles zu schaffen. Ich lasse etwas über, und er kommt sofort an den Tisch mit der Frage: Ouzo? An dem Ouzo halte ich mich etwas fest und sehe den Wellen zu, die vom Wind auf den kleinen Weg vorm Argiris geworfen werden. Dann noch einen Espresso, eine Ruheviertelstunde auf meiner Terrasse mit Blick aufs dunkle Meer und ich kann wieder gut schlafen.