Limni 2022 - Besuch nach dem Brand

2022

Als wir im September kurzfristig einen günstigen Direktflug Hannover-Athen finden, entschließen wir uns spontan, unsere beiden Lieblingsinseln Euböa und Naxos zu besuchen. Problemlos fliegen wir mit Aegean hin und zurück. In Athen spät angekommen, nehmen wir uns einen Wagen und übernachten im „schnuckeligen“ Markopoulo.  

Morgens fahren wir in Richtung Chalkis. Wir sind unsicher, was uns in Limni und Rovies erwartet. Die Fernsehbilder vom Brand im letzten Jahr sitzen noch in unseren Köpfen fest. In Nea Artaki halten wir wie immer an, sehen, dass unser „Kaffeeladen“ umgebaut worden ist und frappén in Ruhe. Bei der Fahrt die Berge hoch erwarten wir abgebrannte Flächen hinter jeder Serpentine. Wir halten wieder an und schauen zurück.

Die Insel ist grün bis kurz nach Strofilia. Dann beginnt die Brandzone. Wir haben Mühe, die Bilder in uns aufzunehmen. Die Einfahrt nach Limni schieben wir auf und biegen ab in Richtung Chronia. Wir sehen, dass das Feuer vereinzelt Bäume am Strand abgefackelt hat. 

Die Menschen von Rovies haben damals mit Fähren ihren Ort verlassen, sind nach Edipsos gebracht worden und haben vergeblich auf Hilfe aus Athen gehofft. Die höher gelegenen zerstörten Häuser sind schon beseitigt. Wir erfahren später, dass in Limni nur Frauen und Kinder ausgeschifft wurden, die Männer retteten, was zu retten war. 2016 war ein Feuer schon von Süden nah an die Stadt gekommen, nun von Norden.  

Trotzdem erleben wir im Ort wenig Veränderung. Rovies sieht ärmlicher aus. Stavroula und ihr Mann haben unsere Unterkunft in der Covidzeit renoviert und unten gerade ein Caferestaurant Anemoia eröffnet, was am Wochenende tagsüber gut besucht ist. Rovies selbst wirkt leer.

Wir fahren zum Herakles und sehen, dass das Feuer ganz nah herangekommen ist, doch der Strand hat noch seinen Charme. Auch unser alter Platz nahe Chronia ist verschont geblieben. Unsere Laune bessert sich. Doch wir erkennen auch den Klimawandel an den Bäumen. Viele Pinien verändern ihre Farbe. Die Gegenwart ist schwierig für die Menschen hier, doch was bringt die Zukunft?

Abends fahren wir nach Limni. An der Einfahrt sind Bäume und Sträucher verschwunden. Wir parken und gehen zu Fuß nach unten. Es ist frisch. Wir machen unsere Jacken zu und mogeln uns ins Platanos, doch Evi erkennt und begrüßt uns. Irgendwann taucht auch Jannis auf und die Freude ist groß. Wir bestellen Moschari, Auberginenragout, Zaziki und werden gut satt. Evi macht uns mit Wiebke, einer jungen Frau bekannt, die erst vor zwei Jahren nach Limni gezogen ist. Von ihr erfahren wir die Geschichte des Brandes rund um Limni. Das Leben ist nach dem Feuer bald wieder seinen Gang gegangen. Zerstört worden sind die Existenzen von Bauern, Bienen-, Schaf- und Ziegenzüchtern im Nordteil, meist im Inselinnern. Die Männer von Limni haben ihren Inselbereich zusammen mit der Feuerwehr teilweise mit primitiven Mitteln, Schaufeln, Gießkannen oder Ästen vor größeren Schäden bewahrt. Wiebke berichtet von The Plan (siehe unten). Ich bin froh, dass ich mir den Film erst zuhause angesehen habe.

Es wird frisch, Ramona erkältet sich. Wir sind froh, in eine warme Wohnung zurückkehren zu können.

Ich hole am nächsten Morgen frisches Brot und Graviera und wir frühstücken lecker. Dann machen wir uns auf nach Limni. Am Kohili beginnt es zu regnen. Die Liegen am Strand sind abgebaut. An der Bootswerft drehen wir um und fahren zurück. In Chronia scheint wieder die Sonne, also dann in die andere Richtung nach Ilia. Plötzlich ist die Straße gesperrt.

Wir ahnen, was kommt und haben keine Lust mehr, drehen um und baden am Hausstrand. Abends gibt es im Platanos Kondosuvli. Alle loben es. Wir haben es noch nie gegessen, bekommen von Andreas Rakomelo und von Evi kleine Eistörtchen. Wir mögen die Menschen hier einfach.

Am nächsten Tag wollen wir Fotos machen als Vergleich zu denen von Ramonas Kalender 2008. Das sieht bei der Einfahrt nach Limni ein Mopedfahrer mit Helm und hält an. Wir sind überrascht, es ist Nikos, der frühere Wirt des Platanos. Die Freude ist auf beiden Seiten groß. Wir trinken Frappé im Giannaros, fahren später hoch im Ort und sehen dann abgebrannte Stellen. Das Feuer ist bis an die Stadtgrenze gekommen, ähnlich 2016.  

Es ist Samstag. Abends ist einiges los an der Paralia. Nikos' jüngerer Bruder arbeitet am Grill. Im Platanos hat nun Georgios' und Evis Sohn Jannis das Sagen. Als später die Familie am Nebentisch isst, erfahre ich vom „alten“ Jannis, dass der „alte Griller“ von früher der älteste Bruder Dimitris ist. Es gibt immer was zu lernen für uns. Vorm Ta Neon nehmen wir Ekmek Kataifi zum Espresso und Frappé und sind pappsatt.

Wir verbringen einen sonnigen Sonntag am Meer und verabschieden uns abends von Evi, Jannis und den jungen Leuten im Platanos. Auf der Rückfahrt am frühen Morgen nach Athen glauben wir, dass es wieder mal  unser letzter Besuch in Limni, Rovies und Chronia gewesen ist.  Vielleicht.

Auf nach Naxos. Septembertage am Plaka