Limni nach 40 Jahren

2019

Nach 40 Jahren noch mal nach Nikiti und Limni, das ist unser Septemberziel. Mit dem Auto. Kein Autoput, lieber fliegen und in Athen starten und von Süden nach Norden fahren - mit kleinen odysseenhaften Episoden. Schon in Hannover am Flughafen hätten wir erkennen können, dass einiges anders laufen wird als wir erwarten. Da der ganze Flugverkehr wegen Umbauarbeiten über Terminal A abgewickelt wird, sehen wir beim Einchecken eine hundert Meter lange Schlange vor der Sicherheitskontrolle – so wie früher in Athen. Und dann bringt uns ein Bus zum Flugzeug – und das in Hannover! Ich komme mir vor wie in Griechenland.

Die Ankunft dort ist easy, schnell den Wagen abgeholt und los Richtung Chalkis, vor Athen die erste Mautstelle. Insgesamt werden wir 29 Euro in den zweieinhalb Wochen ausgeben, meist berechtigt, denn neue Tunnel oder große Brücken haben ihren Preis.

Nach einem kurzen Frappéstopp in Nea Artaki geht es weiter in Richtung Berge. Die bei Psachna abgebrannten Bergrücken werde ich nicht fotografieren. Ramona meint, ihr reichen die Bilder hinter Limni von 2016. Im Berg kommen wir gut voran, bei mehreren Steigungen ist eine zweite Spur gebaut worden. So sind wir am frühen Abend in Rovies, wo wir von Stavroula und Jannis in ihrem Haus am Meer herzlich begrüßt werden. Die Sachen ins Zimmer mit Terrasse und dann schnell ins Wasser. Es ist eine Erfrischung, denn Ende August ist es hochsommerlich warm. Gut, dass der Wagen eine Klimaanlage hat. Wenn ich da an früher denke, mit dem R4 in der Hitze durch Griechenland...

Als es dunkel wird, fahren wir nach Limni. Durch das schmale Einbahnstraßensystem geht es zum Parkplatz unterhalb der Polizei. Die Cafes und Tavernen sind gut besucht. Beim Platanos suchen wir vergeblich nach Nikos. Evi sieht uns sofort und freut sich. Nikos sei diese Saison zuhause und kümmere sich um das Zimmergeschäft, sein Bruder Georgios um das Platanos. Wie wir dann feststellen, ist es eher der junge Jannis, der organisiert und kassiert. Wir treffen Nikos' Tochter Kyriaki mit ihrer groß gewordenen Tochter, Stavroula ist in Athen, und der alte Jannis hat wohl eine Freundin, denn er trägt die Haare lang. Wir bekommen das letzte Pastizio des Tages und bestellen zum Atomiki noch Spieße. Auch der langjährige „Griller“ ist durch eine junge Frau ersetzt worden. Limni mag immer „die Alte“ bleiben, aber es verändert sich doch.

Morgens machen wir uns leckeres Frühstück mit frischem Sesambrot, Eiern und Joghurt mit Früchten. Am Kohilistrand ist es erstaunlich voll. Außer dem Liegen vor der Bar gibt es zwei weitere Bereiche in Richtung Bootsbau, die auch schon gut besucht sind. Also fahren wir zum Heraklesstrand zurück, wo ich meinen Faltstuhl unter den Strandpinien aufstelle, einem vertrauten Platz. Ramona sucht sich einen Ankerstein, bindet ihre Luftmatratze fest und legt sich auf  die sanften Morgenwellen in der Bucht. Ich besorge noch Tiropites und Frappé und wir bleiben bis um fünf. Neben uns stehen Zelte und Wohnmobile aus GR, I und D.

Abends lassen wir den Wagen oben stehen und nehmen die Treppen hinunter zum Hafen, alles immer noch sehr vertraut, nur die alte Ouzeri ist dicht. Wie so oft schon erleben wir die Ankunft des Abendbusses und die Rangiererei zwischen falsch geparkten Autos und die Freude über ankommende Freunde oder Angehörige. Wir kaufen bei Roussos Hummus ein zum Frühstück, essen dann das leckere Limnimoussaka und im To Neon am Wasser ein Stück Kremkaramelkuchen zum Frappé und Espresso.

An den nächsten Tagen hole ich Brot und saftige Tiropites in Rovies bei den Bäckerinnen an der Hauptstraße. Am Strand ist es morgens etwas windig und unser Schattenplatz voll belegt, so dass wir wechseln unter die hohen Bäume neben einen alten griechischen Dauerwohnwagen. Das Essen im Platanos ist abends gut wie immer und der Ekmek im dunklen Gewimmel bei Giannaros nebenan echt lecker.

Auch morgens hat sich im Ort nicht viel verändert. Beim Bummel genieße ich die Ruhe in dieser Stadt. Es ist immer wieder schön, einfach nur da zu sein. Und nun ist sogar Chronia, das frühere Dorf ohne Namen, ausgeschildert. Doch wer soll hier Reisen nach Venedig oder in die Toskana buchen?

Ich muss schmunzeln und fahre auf dem Rückweg nach Rovies noch auf unserem alten Platz aus den Zeltreisen vorbei. Den haben griechische Familien besetzt, die es sich gut gehen lassen.

Weil sonntags der Verkehr auf den Autobahnen nicht so stark ist, verlassen wir Rovies früh. Stavroula und Jannis sind gute Gastgeber gewesen und hätten wir gewusst, was uns in Nordgriechenland erwartet, wären wir sicher noch etwas länger geblieben. So geht es durch das Straßengewirr von Edipsos hindurch nach Agiokambos. Schon auf der Fähre haben wir Gedanken von Verabschiedung von Euböa. Ein letztes Mal in Glifa ankommen? Man wird sehen.