Am Plaka und in der Chora

2016

Nach dem Windtag mit dem Auto brauche ich wieder einen Strandtag. Das Wetter beruhigt sich, die hohen Wellen am Plaka als Ausläufer der Bugwellen von den großen Fähren zwischen Paros und Naxos machen mir Freude.

Bei Amoremio stehen endlich zwei Reihen Liegen und Schirme. Marianna begrüßt mich herzlich und der erste Frappé geht aufs Haus. So mag ich es. Ich lege mich lieber in die zweite Reihe, weil ich weiß, was irgendwann passieren wird. Die Wellen kommen den Strand hoch und nehmen Flipflops, Bälle und leichte Beutel mit ins Wasser. Ich grinse. Dann helfe ich aber doch und stelle Taschen und Schuhe auf die Liegen der Leute, die mal kurz zu Mittag oder beim Eisessen sind.

Dabei komme ich mit Steffi aus Bayern ins Gespräch, die ich erst für eine Italienerin halte und mit der ich Englisch rede, weil mein Italienisch sehr schlecht ist. Als gleich danach Jorgo vorbeikommt und sich auch über die Wellen freut, klärt sich das Missverständnis auf. Sie kommt seit Jahren schon von Prokopios zu Fuß an diesen Strandabschnitt, weil sie die Liegen so bequem findet und das italienische Lokal mag. Auch sie ist von den hohen Wellen überrascht worden.

Abends ist das Boulamatsis viel voller als noch vor einer Woche. Mir fällt auf, dass die Portion Moschari hier wie auch anderswo in diesem Jahr viel größer ist als früher. Nicole meint, die Konkurrenz unter den Lokalen sei in der Vorsaison ziemlich groß. Ich bestelle mir nur noch einen halben Tsatsiki dazu. Schade, dass man auf Naxos keinen Atomiki kennt wie in Limni.

Meine Strandtage werden wieder zunehmend gleichförmiger, die Busse fahren wieder stündlich die normale Route über Prokopios, denn die Straße durch Agia Anna ist fertig, teilweise mit ganz neuer Teerdecke. Als ich mir einen neuen Satz Bustickets kaufen will, kostet die Fahrt zum Plaka auf einmal 2 Euro statt 1,80. Entweder ist die Steuer erhöht oder ich zahle die neue Teerdecke ab. Das große Kanalisationsloch an der Flughafenkreuzung ist noch nicht zu und am Plaka sehe ich immer noch das nicht fertige Häuschen am Strand beim Yazoo.

Als ich spät im Lotto noch einen Espresso trinke, sind alle Lokale an der Paralia gut besucht. Die Fußball-EM in Frankreich hat begonnen. Das Lotto hat den größten Bildschirm, glaube ich. Und die Begeisterung nimmt minütlich zu. Also lieber zurück nach Hause. Dort sehe ich zu meiner Überraschung, dass auch Niko das Fieber gepackt hat. Er liegt vor seinem kleinen Fernsehgerät, obwohl Griechenland gar nicht dabei it. Er lächelt: Vive le France.

Am Samstag ist richtig schönes Strandwetter. Der Tag ist toll. Nicole hat alle Gäste zum Grillen vor dem Haus eingeladen. Ich will auf dem Rückweg vom Plaka im Alten Markt vom Bäcker Brot mitbringen. Weil Joana früh zu ihrem Job will, beginnt das Grillen schon zeitig und prompt hat der Bäcker zu. Was für eine Blamage!  

Dafür wird der Abend umso schöner. Niko grillt gefüllte Kalamari und lecker Fleisch. Seine naxiotischen Würste sind mir nicht zu scharf und schmecken toll und regen den Bierkonsum ziemlich an. Irgendwer gibt eine Runde Dosenbier aus, leckeres Vergina aus Komotini. Danach steigen wir um auf Alfa und Fix und dann Mythos. Ein Bierabend. Gabi und Susanne aus Mönschenglattback , die seit vielen Jahren schon kommen, unterhalten uns mit Geschichten aus alten Zeiten, als die Esel im Inneren der Insel noch als Transportmittel dienten. Oder so.

Am Sonntag ist am Strand noch mehr los. Das Baden ist schön, lesen oder dösen aber auch. Abends bummele ich mit Steffi durch den Alten Markt und zeige ihr die Chorawelt hinter dem Kastro, denn Jorgo hat von der Dachterrasse des Oniro als Geheim(!)-Tipp berichtet. Nun ja.

Steffi hat gehört, dass es einen neuen Pächter hat und eine neue Karte. Und so ist es dann auch. Wir bekommen einen guten Platz am Rand mit tollem Hafen- und Sonnenuntergangsblick. Das leicht italienisch angehauchte Essen schmeckt gut und Steffi mag auch den Wein. Später setzen wir uns noch an die Paralia, Volta gucken und Kaffee trinken.

Als die jungen Griechen laut jubeln, sehe ich noch Schweini im Fernseher jubelnd abdrehen, der sein Tor feiert. Wir trinken noch was und weil der letzte Bus nach Prokopios längst weg ist, bringe ich Steffi zum Taxi am Hafen und nehme den nun fast leeren Weg durchs Labyrinth zum Kastell.

Der letzte Badetag hat morgens viel Sonne, dann bezieht sich der Himmel. Ich verabschiede mich von Marianna, wünsche ihr bessere Geschäfte und finde auf dem Rückweg den kleinen Gemüseladen, in dem ich den guten Rika-Honig für Zuhause einkaufe. Abends sitze ich spät noch vor dem Lotto und unterhalte mich mit Marietta über die endlich beginnende Saison und mit Manos über den griechischen Fußball. Das letzte Gespräch ist nur kurz. Er weiß auch nicht, wo Angelos Charisteas abgeblieben ist. Nächstes Jahr werde er es herausgefunden haben.

Also, avrio.

Ich mache meinen Abschiedsspaziergang durch die Gassen, an der Katzentreppe vorbei, durch die Gassen in der zweiten Reihe und bin dann rechtzeitig zur Abfahrt mit der BlueStar am Hafen.

Es geht zurück Richtung Santorini.