Fahrt über die Insel

2012

Für halb neun hat mir Nicole ein kleines Auto besorgt. Ich verlasse die Stadt auf der Busroute und biege dann ab in Richtung Chalki. Ich will mir den Kouros von Flerio ansehen und fahre natürlich an der Abzweigung dorthin vorbei. Die Insel ist doch kleiner, als ich vorher dachte. Sie ist sehr grün. Das gefällt mir. Chalki ist eher ein Dorf. Ich sehe die Dorfkirche unter einer Platane. Für einen Halt geht es mir zu schnell, also biege ich ab in Richtung Norden. Die Landschaft ist abwechslungsreich, es gibt Wälder, karge Gipfel, kleine Kirchen mittendrin und wenig Autoverkehr. Es erinnert mich ein wenig an Nordeuböa, und so was mag ich ja.

Über Moni, Koronos und Koronida fahre ich nach Apollonas und sehe den nördlichen Hafen plötzlich nach einer Kehre in der Ferne. 

Mittags fahre ich die schmale Straße in den Ort hinunter. Links ist sie schon vollgeparkt, wird wohl eine Einbahnstraße sein, ich fahre an der Promenade vorbei und stehe im kleinen Hafen, wo es nicht mehr weiter geht und alles voll geparkt ist. Gehen die alle hier früh Mittag essen? In den Tavernen ist schon Betrieb. Was tun? Kurzer Bummel, ich spüre die Hitze, also zurück, nun mit Gegenverkehr und kleinen Stopps und oben rechts rum zum Kouros von Apollonas. Er liegt nicht ruhig da, sondern wird gerade von einer britischen Familie bestiegen. Kultur zum Anfassen, anders als auf Delos. Irgendwie witzig. Liegen hier irgendwie große Männer in der Gegend herum und „schlafen“! 

Zuerst durchs Inland zu fahren und dann an der Küste zurück in Richtung Chora ist genial, so entgehe ich der Sonne auf der Fahrerseite. Es gibt wunderschöne Ausblicke aufs Meer, kleine Strände, Ormosse eben. Bei einem, dem Ormos Abrami biege ich ab und fahre die steile enge Straße hinunter. Ein paar Kinder spielen am Kiesstrand, auf der Terrasse der Taverne sitzen Franzosen und ein älteres deutsches Paar und essen Salat und trinken Wasser und Alfa. Ich bestelle mir einen Frappé und genieße Ruhe und Ausblick.

Ich hätte länger bleiben sollen, lesen oder schreiben und was essen. Die nächsten Ormosse sind auch schön, aber ohne Tavernen, so biege ich dann ins Innere ab. Engares wirkt ausgestorben, also fahre ich erst mal zum Kouros von Flerio. In der Nähe des Paradiesgartens liegt er da, der „verwunschene Jüngling“. Ich messe zu Fuß ab: sechs Meter und etwas. 

Jetzt habe ich richtig Hunger. Über das Essen in Kourounochori reden wir lieber nicht, außer, dass es günstig ist mit acht Euro. Schon bin ich wieder in Chora. Kurz was trinken und dann noch was baden, ganz am Ende vom Plaka, wo der Bus nicht mehr hinfährt und die Schirmvermieterin auf dem Bauch im Schatten liegt und wir lange über den Vorabendpreis verhandeln. Im Wasser ist es schön. Ein genialer Abschluss. Schöner Tag.