In der Chora

2012

Der Taxifahrer hat Mühe, das Kastell zu finden. Nicole und ihr Mann Nikos führen eine kleine Pension, ruhig hoch oben gelegen hinter dem Kastro. Ich habe den Tag noch am Strand verbracht und bin abends in mein Zimmer gekommen mit Blick auf die alte Burg. Zum Essen begebe ich mich durch die kleinen Gassen der Altstadt hinunter zum Hafen. Die Tavernen an der Promenade sind brechend voll. Naxos wirkt, als ob es am nächsten Tag nichts mehr zu essen geben wird.

Ich finde noch einen Platz in zweiter Reihe im „To Kati Allo“, einer kleinen Familientaverne mit nur wenigen Plätzen. Gemista, Zaziki, Brot und Mythos schmecken richtig gut. Der Rückweg zum Kastell ist dann eine Odyssee. Ich verlaufe mich etwas in den dunklen Gassen. Die Nacht im neuen Zimmer aber ist gut. 

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und frühstücke im Hafen im Diogenes. Endlich wieder ein Ei und frisch gepressten Orangensaft, dazu einen schönen Blick auf den Hafen, die Schiffe und die ersten Fahrgäste. 

Ich geselle mich hinzu. Die Reise nach Iraklia und Koufonissi beginnt. Abends kaufe ich auf dem Rückweg bei dem Opa im Alten Markt Mythos und Cola, wie ab jetzt an jedem frühen Abend, wenn ich vom Schiff (von Delos, Mykonos oder Santorin) oder vom Bus zurückkomme. Diesmal finde ich den Weg sofort.

Jeden zweiten Tag ist Plaka angesagt. In der Busstation kaufe ich zwei Tickets, denn im Bus gibt es keine. Er füllt sich so nach und nach in der Stadt und fährt über Agios Prokopios und Agia Anna in 15 Minuten zum Plaka-Strand. Die blauen Hängematten reizen mich sehr. An meinem Strandteil sind vor allem italienische Familien und junge Franzosen unterwegs, Deutsche eher weniger. Das Mittagessen im italienischen Amore Mio ist klasse und eine Abwechslung zum griechischen Alltag. Der Strand ist toll. Endlich mal wieder Strandurlaub ohne Badeschuhe. 

Das Zimmer nach vorn raus zum Kastro hat immer viel Luft. Mücken gibt es keine. Wenn die Jungs abends vom Fußballspielen auf dem Aspaltplatz vor der Kirche Agia Kyriaki müde sind, wird es ganz ruhig. Von der Dachterrasse des Kastell hat man abends einen schönen Blick auf die Stadt und das Meer. Meist bin ich oben ganz allein und genieße die Abendruhe, lese oder rätsele. Das Wohnen in dem Haus ist sehr angenehm, Nicole und ihre Familie sind sehr liebenswürdig.  

Ihre Tochter Joana hat mir empfohlen, wenn ich nicht nach unten in den Stadtrummel wolle, zum Essen ins To Kastro ganz in der Nähe zu gehen. Das mache ich und werde nicht enttäuscht. Das Lamm aus dem Ofen schmeckt sehr gut. Es gibt Broccoli dazu. Den habe ich bisher auf meinen Reisen noch nie bekommen. An einem anderen Abend nehme ich Muscheln Saganaki. Vom To Kastro hat man einen guten Blick auf den Hafen, um die Abendfähre einlaufen zu sehen. Das Restaurant ist immer gut gefüllt. Hier treffe ich auch Schiffsreisende von Santorini wieder. Naxos ist eben auch klein.

Abends ist es immer voll an der Hafenpromenade. Nach einem guten Mittagessen reichen außer Volta und Leutegucken auch Pita Gyros vom Laden am Hafeneingang und Limetteneis im Becher und Espresso im Stehen. Musikanten sind unterwegs und Stelzenläufer.

Morgens wechsele ich auch mal ins Lotto, denn dort gibt es Proino City mit leckerem Joghurt mit frischen Früchten. Natürlich hätte ich auch bei Nicole frühstücken können, aber am Hafen gefällt es mir gut. Die ersten Rucksackleute sind unterwegs zur Morgenfähre, die Alten trinken ihren Kaffee und drei alte Männer schälen früh schon Kartoffeln fürs Mittagessen.