Naxos - Von oben und unten

Beim Anflug auf die Insel sieht der Salzsee gut gefüllt aus. Der Winter und das Frühjahr sind nass gewesen wie lange nicht mehr, meint Nicole, als sie mich abholt. Im April hat es sogar große Hagelschauer gegeben, erklärt Ilka, die drei Monate hier verbringen will. Ich hoffe auf schönes Frühsommerwetter und werde nicht enttäuscht.

Abends bekomme ich bei Boulamatsis ohne Probleme einen Tisch an der Mauer und sehe, dass an der Paralia Deoundas fehlt. Er ist nach Agia Anna umgezogen, auch das Oniro ist geschlossen. Das Moussaka beim Boulamatsis ist jedenfalls wie immer gewesen - einfach klasse.

Ich habe gut geschlafen, doch stelle morgens fest, mein altes Handy hat sich nicht aufgeladen. So muss ich nach dem Frühstück den Reparatur-laden aufsuchen, in dem mir der nette Georgios erklärt, es liege nicht am Ladekabel. Der Akku habe den Geist aufgegeben. Jedes Jahr geht mir hier was kaputt, gut, dass ich mein Tablet mithabe. Im Lotto vermisse ich Emma, die, wie mir Manos erklärt, mit Lisa nach Stockholmi gegangen ist, schade auch, doch Katerina bedient mich genau so gut. 

Die Busse zum Plaka fahren schon stündlich. Bei bedecktem Himmel ist es doch schon warm und ich bin erstaunt, dass so früh schon einige Sunbeds aufgebaut sind. Statt Olti haben in diesem Jahr Niko und Mattheo die Herrschaft über Frappé, Liegen und gute Laune  übernommen. Irgendwann am Nachmittag kommt dann die Sonne heraus und ich genieße das Strandleben. Ich döse und bedauere kurz, dass ich doch allein unterwegs bin und meine Reise nach Anafi ausfällt, aber dann freue ich mich doch schon etwas auf die anderen neuen Inseln. Da ich abends noch so satt bin, kehre ich nur kurz beim Yasouflaki ein und wähle Pitagiros und Alfa. Beim Uso und Espresso danach erfahre ich von Manos, dass Angelos Charisteas, Griechenlands Kopfballheld, in Serres in die Politik eingestiegen sei. Ich kann es kaum glauben, doch er hat Recht, eine Woche später wird auf einer von Werder Bremens Fanseiten im Zuge der Europawahlen an ihn erinnert.

Die Nacht ist unruhig gewesen, und tatsächlich – der Himmel ist total bedeckt, und ich muss einen Pullover anziehen, so windig ist es geworden. Ich leihe mir einen weißen Fiat Panda, das In-Auto dieses Jahres auf der Insel, und fahre nach den ersten Sonnenstrahlen hoch nach oben auf den Berg über der Stadt zum Kloster Moni Christosdomos. Welch wunderschöne Blicke auf die Insel tun sich auf! Mit mir stehen noch drei Wanderfrauen vor allerdings verschlossener Tür. Dann eben kurz zurück und zu Fuß hoch zur kleinen Kirche Agios Joannis. Die Frauen wandern noch höher hinauf.

Ich fahre über Moni weiter zur berühmten Panagia Drossiani, die schon im 6.Jahrhundert erbaut sein soll und die geöffnet ist. Drei Frauen verkaufen draußen Tücher und Kissen und freuen sich über einige Besucher.

Der Pirgos Bazeos öffnet leider erst abends, also fahre ich weiter nach unten. Bei Agiassos geht es hinüber nach Pyrgaki, viel Sand, wenig los, aber schon erste Bautätigkeit. Das soll dann am Plaka und in Agia Anna nicht anders sein.

Ich steuere das alte verlassene Hotel in Aliko an, wo Ramona und ich schon mal unten in der kleinen Bucht zu baden versucht haben, doch es ist immer windig gewesen. Nun bin ich gespannt auf die Kunst des indonesischen Künstlers WD aka Wild Drawing, in Bali geboren, in Athen lebend. Beim Rundgang auf dem Gelände und im Gebäude erkenne ich, wie schön die Farben seiner Graffitis noch leuchten. Die Natur hat sich draußen schon Teile der großflächigen Formate zurückerobert, und auch andere Künstlerinnen haben sich an den Mauern versucht, mit weniger Erfolg, wie ich finde.

Die Sonne ist nun richtig herausgekommen, ich habe keinen Schirm dabei und auch keinen Frappé zur Hand. Deshalb geht es wieder hoch zum Plaka und ich kann etwas länger noch Sonne, Wind und Wellen genießen.

Susanne und Jörg haben am Vorabend in einem „Garten der englischen Königin“ auf dem Weg ins Agios-Georgios-Viertel gut gegessen. Bei meinem Besuch allerdings finde ich Lokal, Essen und Bedienung schwach. So ist es manchmal mit den Empfehlungen. Wäre ich nur mit dem Wagen kurz nach Melanes gefahren, aber davon avrio.

Ich habe noch einen schönen Strandtag, packe abends meinen Koffer und lasse mich zur BlueStar bringen, die schließlich mit einer Stunde Verspätung nach Koufonissi ablegt.