Naxos unusual

2017

Hätten wir vorher gewusst, wie es kommen würde, wir hätten sicher storniert.

Wir haben im Januar bereits günstige Flüge nach Athen mit Aegean gefunden, direkt von Hannover aus. Der Anschluss nach Naxos passt auch gut und wir freuen uns Ende August auf viel Wärme mit etwas Wind. Nicole holt uns ab, und abends geht es gleich ins Boulamatsis, wo wir nur noch den Tisch der Familie an der Wand bekommen. Beim Blick in die Vitrine entdecke ich drei Paputsakia, doch als wir zwei bestellen wollen, sind sie schon verkauft. Dann doch wieder Moussaka. Und Horta, nein, gibt es auch nicht mehr. Dann Miso Fasolia. Auch gut. Die ersten Vorzeichen für einen ungewöhnlichen Aufenthalt. Das Lokal ist zwar voll, doch warten müssen wir nicht lange. Und zufrieden sind wir auch. Als wir gehen, wird unser Tisch gleich wieder belegt. Bei der Volta unten an der Paralia sind die meisten Restaurants übervoll. Krasser Beginn.

Die Nacht ist ruhig und gut. Wir stehen früh auf und freuen uns aufs Frühstück bei Emma. City und Alfa, frisches griechisches Brot, und dieser leckere Joghurt mit Früchten! Vor dem Büro der Busstation rennt plötzlich ein großer Hund in mich hinein. Ich kann mich gerade noch halten, doch das Tier beschert mir meine erste Fußverletzung seit langem. Trotzdem erwische ich noch Ramona und den Bus zum Plaka. Schon in Prokopios sehen wir die Liegebatterien am Strand und am Plaka ist es ähnlich.

Naxos ist voll mit Touristen.

Marianna freut sich sehr, uns wiederzusehen. Es sei leerer geworden, meint sie, uns kommt es aber nicht so vor. Erstaunlicherweise sind es wenige Italiener, mehr junge Griechinnen und Griechen in unserer Strandecke. Das Meer und das Baden sind toll. Der Meltemi macht die Augustwärme erträglich. Ich behandele meinen Fuß. Wir kommen langsam herunter. Abends kühlt es ab, wir brauchen unsere Pullover und suchen das Kozi auf, in der Hoffnung, nicht so viele Touris zu erleben. Der Blick aufs Tor ist wieder schön. Die frittierten Zucchinis und Kalamaki mit Sheftalia sind superlecker. Es geht uns gut. Als wir beim Bummel wieder auf viel Betrieb stoßen, biegen wir schnell ab hoch zum Kastro und lassen den Abend auf dem Balkon ausklingen.

Auch an den nächsten Tagen gibt es Strandleben as usual. Am Abend sind wir auf der Dachterrasse des Oniro. Es hat etwas Wind und einen schönen weiten Blick. Wir essen Octopus und Kleftiko und sind sehr zufrieden. Auf dem Heimweg kehren wir im Meli kai Kanela ein. Honig und Zimt, ein kleines Cafe, von dem uns Nicole erzählt hat. Mitten im Viertel hinter dem Kastro liegt etwas versteckt vor den Massen dieses Cafe und ist abends von Jugendlichen besucht und von uns. Zum Frappé und Espresso gibt es Kormos als Zugabe. Es ist warm, kein Wind erreicht die Ecke.

Am nächsten Tag mache ich einen Bummel durchs Viertel. Das Meli kai Kanela strahlt auch am Vormittag eine Gemütlichkeit und Schönheit aus, die man an der Paralia nicht mehr so findet. 

Dann erfahren wir, dass wir unsere Reise abbrechen müssen. Natürlich genießen wir noch den Strand und die Stadt und einige Restaurants. Das Ladocharto enttäuscht uns in diesem Jahr. Moussaka und Grillgemüse sind kein besonderer Genuss, dafür ist die Rechnung hoch, und auf das Kormos als Zugabe warten wir vergeblich. Daumen runter! Dafür essen wir am letzten Abend dann gern Pitagyros vom YaSouflaki. Lecker und preiswert, aber auch das Lokal und die Gänge drumrum sind brechend voll.

Vorm Lotto zu sitzen, den Abendespresso und den Frappé zu trinken ist ein Genuss. So viele schlecht gekleidete Menschen ausländischer Nationalität auf der Volta zu erleben, hebt unseren Ironiepegel in ungeahnte Höhen. Im Frühjahr ist das ganz anders gewesen.

Das Umbuchen, um überhaupt noch Plätze in einer Maschine zurück nach Hannover bekommen, ist nicht ganz einfach, aber dann auch erledigt. Das alte Notebook gibt fast den Geist auf, dazu gehen noch der Reißverschluss des gelben Rucksacks und der Griff des Trolleys kaputt. Eine Reise mit Verlusten eben.

Am letzten Vormittag geht es noch ins Techni, wo Ramona eine neue Häkelgardine für eines ihrer Fenster sucht und dank guter Beratung auch findet. Ich besuche noch schnell Marietta im neuen Opap. Dort haben die naxiotischen Zockerfreunde des Lotto jetzt eine neue Heimat gefunden. Im Lotto ist das Büro vernagelt, wie ich schon am ersten Tag festgestellt habe.

Um drei Uhr nehmen wir dann die Ekaterini über Mykonos und Tinos nach Rafina. Wir stellen fest, dass langsame Fährreisen unseres nicht mehr sind. Leute gucken macht aber wieder Spaß. Im Dunkeln finden wir ein Taxi, das uns irgendwo im Nirgendwo vor einem fensterlosen Apartment absetzt. Wir sind in einer der Athener Einflugschneisen gestrandet. Die Nacht ist anstrengend und kurz. Doch der Shuttle funktioniert einwandfrei und wir bekommen den Morgenflieger nach Hannover, wo uns gleich schlechtes Wetter erwartet. Das passt zu dem traurigen Anlass.

Doch die Sehnsucht nach mehr Glück im nächsten Frühjahr soll sich bald wieder einstellen.