Oktober in der Chora

2022

Da ist sie wieder, die Wirklichkeit. Der Taxifahrer setzt seine FFP2-Maske auf und wir tun es ihm gleich. Er fährt uns bis Agia Kyriaki und wir rollen die Koffer auf die Terrasse zu Nicole und Nikos. Die Begrüßung ist sehr herzlich. Wir nehmen unsere Rucksäcke und fahren Bus, mit Maske. Der Bus wird voll. Wir testen den Plakastrand bei Vlassys, wo es windig ist, aber auch schön im Wasser. Der Frappé ist teuer, aber dünn, Naxos-Jörgo bringt mich auf den Newsstand, bevor er schnorcheln geht und wir auf den Liegen und im Wasser faulenzen. 

Bei der späten Rückfahrt steigen Vera und Ralf in Prokopios zu und berichten von vollem Strand und vollen Tavernen. Und dass viele Amerikaner da sind. Es ist Sonntag und die meisten Supermärkte haben zu. So muss ich hinunter zu Pantelias beim Kozi, um Wasser und Kekse zu holen. Abends sind wir noch so satt, dass wir im Jassuflacki (amerikanisch: Dschässufläcki) Pita Giros essen und gegenüber dem Frühjahr zwei Euro mehr hinlegen müssen.  

Was hat sich getan an der Paralia? Das Wafflehouse ist endlich neben dem Milkato angekommen. Wer hatte eigentlich diese Idee? Zitroneneis gibt es natürlich im Oktober nicht mehr. Ich probiere das der Konkurrenz und bin enttäuscht. Dann lieber einen Kaffee beim Pandeboy und Volta gucken, Griechen, Briten und – Amerikaner. Die müssen was nachholen. Griechische Inseln sind in.

Anfang Oktober fahren die Plakabusse nur noch jede volle Stunde. So frühstücken wir im Lotto in Ruhe und freuen uns, Lara Katharina Croft zu sehen. Sie ist besser drauf als Manos. Die ersten Tage fahren wir bei schönem Sommerwetter zum Petrinobeach, wo wir leckeren Frappé im Mitatos bekommen. Die Busse werden auf der Rückfahrt ab Aidschännä und dann Brokoppi richtig voll. Die Ämerikäna sind da. Today Näxos, tomorrow Maikönös and then Roame and Cäipri (San?). Ich stecke mir Watte in die Ohren. Vera und Ralf berichten von ähnlichen Wörtern: Einige wohnen im LeidschisMäry. Wir haben Spaß und benennen Agia Anna in Agia Annika um.

Abends ist uns die Schlange am Elliniko zu lang und wir gehen zurück ins Filarakia. Nur Griechen und wir und etwas Wind trotz Planen. Wir werden uns morgen dicker anziehen. Das Glück am Plakabeach hält nicht lange an. Es windet wieder. Prokopios ist angesagt. Nebenan werden schon Liegen und Schirme abgebaut. Bei Chrissoula vom Kavourakia ist es etwas angenehmer, leider am Wochenende für 10 Euro. Nun gut. Wir bleiben.  

Als wir zurückkommen, finden wir eine Schachtel mit tollem Kuchen von Liofagos vor. Irgendwer hat wieder Geburtstag. Leider wird es abends in der Chora sehr windig, also geht es nach drinnen ins gut gefüllte Kozi. Und da isst man besser Fleisch, Suflaki und Sheftalia. Im Laufe des nächsten Tages lässt der Wind wieder nach. Wir stellen fest, am Petrino werden Liegen abgebaut. Nun ja, Prokopios hat auch was.  

Jedoch auch Probleme hinter der Fassade. Beim Gang nach Norden sehen wir liegenfreie Bereiche, hinter dem Strand hingegen einen etwas roten Restsalzsee. Wir glauben nicht, dass es am Klimawandel liegt. Irgendwer macht die Augen zu. Oder beginnt auch hier der Ausbau?

Einen langen Abend verbringen wir mit Nicole im Filarakia bei Feta Psiti, Kolokithis und Suzukis, Kondosuvli gibt’s nur am Samstag. Schade. Wir essen natürlich auch bei Bullamatzis (alles mit Obis) und gehen ins empfohlene Taverna an der Paralia. Allein vom Fasolakiaeintopf sind wir schon so satt, dass ich aufs Pastizio gern verzichtet hätte. Als jedoch am Nebentisch zwei junge Amerikanerinnen zwei Riesennachtische Schokokuchen mit Vanilleeis bekommen, werden auch wir schwach. Alle lachen. Uns reicht eine Portion. Wie klein Naxos ist, erfahren wir am nächsten Tag, als die beiden Frauen hinter uns ihre Liegen in Prokopios nehmen. Sie wollen abends nach Santorini und dann nach Rom. Im Ernst. Auf dem Rückweg vom Strand lasse ich den Bus an der Piräusbank halten, kaufe bei Konstantakis Reikihonig für Zuhause und bringe von Liofagos am Ellipark lecker Kuchen mit.

Am Morgen machen wir unseren Chorabummel, um die vielen Aufträge im Koufopoulos und im Tziblakis zu erledigen. Wir gehen da immer gern hin. Käse und Gewürze machen unsere Koffer voll. Es wird wärmer. Wir setzen uns auf die Terrasse unter der Portara und relaxen bei gutem Kaffee. Schön hier.

Auf dem Rückflug lerne ich Georgios kennen, er ist etwa in meinem Alter. Er lebt mit seiner Frau von Oktober bis April in Norddeutschland und vom April bis Oktober in Athen und in seinem Heimatdorf in der Nähe von Alexandroupolis. Wir tauschen unsere Erfahrungen über griechisches Leben aus. Die Brände werden bei der steigenden Erwärmung zunehmen und immer mehr Pinien den Klimawandel nicht überleben. Das Leben in Athen wird immer teurer, Naxos weiter zugebaut werden. Wir werden sehen, wohin die griechische Reise geht. Wir bleiben am Ball.

Ach ja: In Hannover freuen wir uns, als auf dem Gepäckband unsere Koffer ankommen. Ta leme tou chronou!