Unten am Kalandos

Ich freue mich auf Naxos und finde mitten in der wartenden Menge am Anleger Niko, der mich abholt, und zu meiner Überraschung auch Joana, die die BlueStar schon in Piräus genommen hat. Die Familie wird also wieder zusammen sein, denn auch Nicoles Schwester hat sich angesagt.

Also beziehe ich schnell mein Zimmer und fahre zu Wind, Wasser und Wellen am Plaka und habe abends ein leckeres Paputsakia im Boulamatsis.

Am nächsten Tag treffe ich Naxos-Jorgo am Plaka und erfahre alles Wichtige über die Veränderungen seit letztem Jahr. Der Bereich der Steine beim Paradiso habe ein anderes Publikum als sonst. Alte Bekannte seien weiter nach unten am Strand gezogen. Dann werde ich morgen mal mit dem Bus bis zur Endstation fahren und ein paar Blicke werfen.

Abends freue ich mich auf Sheftalia und Rindersuflakia im Kozi. Das Restaurant ist gut besucht und der Blick auf das Tor genau so ein Genuss wie das Essen.

Beim Aufwachen am Morgen weht schon die Gardine ins Zimmer. Es ist wieder windig geworden. Ich bestelle mir einen kleinen Wagen, frühstücke gut, nehme genug Tiropita und Wasser mit, sehe die hohen Wellen beim Parkplatz unterhalb von Grotta und fahre in den Berg Richtung Chalki und Filoti. Vor drei Jahren bin ich am letzten Tag nicht mit Eva, Gabi und Susanne zum Ormos Kalandou gefahren und nach ihrer Rückkehr und ihrem Bericht nun neugierig auf Landschaft, grüne Bäume, Oleander, einen langen Strand und eine überflüssige Marina.

Mir begegnen auf der Abfahrt am Ende von Filoti nur hin und wieder einzelne Pickups der Bauern, die in der Einöde des Gebirges leben und arbeiten. Die Straße führt zwischen dem Profitis lias und dem Zeus hindurch. Immer mal wieder gibt es kleine blaue Ortsschilder an der Straße, aber die Gebäude dazu sehe ich nicht. Beim Chimarou Tower ist dann für kurze Zeit der Teerbelag weg und eine Schotterpiste zu befahren, doch kurz danach geht es normal weiter hinunter zur Bucht.

Je näher ich nach Kalandos komme, desto bunter wird es am Wegesrand. Der Weg gabelt sich und ich halte mich links in Richtung der Marina. Im Schatten der Überdachung einer Kantina lasse ich mich nieder und nehme einen eiskalten Frappé.

Dann fahre ich näher an den Strand hin und parke etwa mittig am Schilf. Beim Aussteigen merke ich, dass mein Sonnenschirm kaputt ist. Zum Glück finde ich am Strand einen kleinen Baum, der mir Schatten gibt. Mit mir sind am langen Strand nur noch wenige Leute, am Ende lagert eine Familie im Schatten von hohen Bäumen. Beim Gehen ins Wasser sehe ich glatte Steinplatten, doch zwanzig Meter weiter einen kleinen problemlosen Einstieg. Ich markiere die Stelle auf dem Sand mit einem Stein. Das Wasser ist herrlich. Ich genieße das Schwimmen in der großen Bucht so ganz allein. Der Strand ist breit und der Sand wird immer heißer. Mit Badeschuhen mache ich mich auf den Weg zur kleinen Kapelle am Westende und mache ein paar Fotos von dort.

Etwas höher liegt oben die empfohlene Taverne Kalados, doch sie reizt mich am Nachmittag nicht. Nach drei Stunden baden und lesen und gucken verlasse ich den Strand und fahre wieder zurück durch die karge Landschaft von Naxos.

Über Filoti geht es nach Chalki, wo ich für einen kleinen Stopp in meinem Lieblings-Kafeneion anhalte, ein wenig klöne und dann nebenan ein paar neue Fotos mache. Chalki mag ich eben gern.

Abends will ich das Auto nutzen. Die von Nicole vorgeschlagenen Tavernen in Kastraki oder Apollonia sind mir etwas zu weit. Ilka hat mir vom Delfinaki in Lionas vorgeschwärmt, aber im Dunkeln auf den Serpentinen zurückfahren schreckt mich ab. Also bleibt noch Vasilis in Melanes übrig, wo ich bis zum Platz der Bushaltestelle hochfahre und den Wagen abstelle. Ich bin etwas früh und der erste Gast, doch die Taverne füllt sich bald. Leider liegt die Terrasse etwas im Schatten und ich muss eine Jacke anziehen. Nach einem warmen Rote-Bete-Salat und einem Misotsatsiki bin ich fast satt, doch die Portion Moussaka rundet alles ab. Fast, denn Obst und Kuchen gibt es noch vom Haus. Ich fahre also sehr zufrieden wieder heim und schwöre, nächstes Jahr meine Kamera nicht zu vergessen.