Über Land - Kultur und Wind

2021

Nach so viel Zeit am Strand fahren wir mal wieder über Land in Richtung Chalki. An der Abzweigung nach Agiassos sehen wir, dass der Bazeos-Tower geöffnet ist. Er stammt aus dem 17.Jahrhundert und und wird von der Kulturorganisation AION verwaltet. Hauptsächlich werden Ausstellungen im Rahmen des Naxos-Festivals durchgeführt.

Wir betreten das Gebäude mit Maske und sind sofort gefangen von dem alten Gemäuer und der Ausstellung. Das Bewegen ist mit Knieproblemen nicht ganz einfach. Wir klettern trotzdem bis nach oben und schauen uns auf dem Rückweg die Werke von Nikos Moschos an, etwas skurril und ein deutlicher Gegensatz zu dem alten Gebäude und den anderen Ausstellungsstücken.  

Nikos Moschos ist 1979 auf Kreta geboren und studierte Kunst in Athen, wo er heute auch lebt. Er hatte seit 2007 Einzelausstellungen in Athen, Brüssel, Barcelona und Iraklion. Seine Werke zieren aber auch Cover von Büchern, Zeitschriften und CDs. Die Ausstellung „Animated Connotations“, die in diesem Jahr von Juni bis September zum Naxos Festival gehörte, ist für meine Augen ungewöhnlich und steht in Kontrast zu dem alten klar strukturiertem Gebäude.  

Ich erkenne auf collageähnlichen Bildern menschliche Körperteile, Gebäude, Bäume und Maschinen. Die Darstellung dieser schwer kombinierbaren Teile lässt mich etwas ratlos zurück. Sie sollen angeblich, wie ich im Beiblatt lese, „die endlose Gier, Tugendverlust und das Vorherrschen von Urinstinkten symbolisieren“.

Ganz in der Nähe befindet sich bei Sangri der Demeter-Tempel, den ich schon 2013 besucht habe. Damals war das Museum zu. Ramona lässt sich zu einem Besuch bewegen, doch das Rumlaufen auf den Steinwegen fördert nicht gerade unsere Gesundheit. Wir spüren beim Rundgang über das Gelände wieder unsere lädierten Knie und gehen dann mit Maske in das Museum.  

Diese Ausstellungsstücke erfreuen unsere Augen mehr als die Bilder vorhin. Wir sind überrascht, was hier zusammengetragen wurde. Naxos hat noch viel Kultur zu bieten - und anschließend ein erholsames Bad an unserem Lieblingsstrand.

Abends fahren wir hoch nach Melanes, kommen am hell erleuchteten leeren Arolithos und am von jungen Leuten gut besuchten Giorgis vorbei. Wir kehren dann bei Vasili ein, essen Kalogeros und Salat und genießen die Aussicht ins Tal, bis es ganz dunkel wird.

Am nächsten Morgen hat der Wind deutlich zugenommen. Am Plaka kann man nur in den Dünen liegen. Wir machen uns auf den Weg in den Süden, um zu sehen, ob es windgeschützte Strände gibt. In Mikri Viglia haben wir natürlich keine Chance, die Windsurfer hingegen freuen sich. Auf der Fahrt weiter nach Süden sehen wir immer mal wieder neue kleine Wohnanlagen und leere Strände mit merkwürdigen Liegeanlagen.

Abends spüre ich den Wind auch beim Essen im Freien deutlich, was meinem Nacken genau so wenig gut tut wie das starre Sitzen bei einer Lesung von griechischen Texten vor Freunden. Am Morgen ist der Nacken steif. Ich vertraue Nikos Geheimtinkturen aus Alkohol, Olivenöl und Kräutern und kann mich am nächsten Tag fast wieder frei bewegen.  

Wir besorgen uns kleine Campingstühle für den Psili-Ammos-Strand im Osten der Insel. Ramona graut es vor der Serpentinenfahrt über Filoti nach Apiranthos und dann hinunter nach Moutsouna. Aber sie übersteht die Fahrt, weil ich langsam fahre. Dort ist es im Schatten bei Frappé und Keksen nett wie immer, bis ich mit dem Kopf gegen einen dicken Ast im Schatten des Kafeneions knalle.  

Wir fahren die Straße nach Süden bis zum Ende in Panormos. Dort ist wohl schon Ende der Saison, also wieder zurück zum Psili Ammos. Der große Sandstrand liegt fast verlassen da. Nur ein Paar liegt im Sand, fast zugedeckt von ihm, so heftig weht der Wind auch hier. Einmal schnell ins Wasser, draußen halten wir es nicht lange aus, dann geben wir auf.

Am nächsten Tag probieren wir es am Agios-Georgios-Strand. Es ist etwas angenehmer, und wir bummeln ein wenig, als der Wind zunimmt.

Andere Bewohner der Pension erleben mit Evan, wie er mit seinem Boot hinausfährt und fischt und auch mal eine kleine Bucht ansteuert, und berichten abends begeistert vom Naxos Fishing Experience. Uns ist die Fahrt etwas zu stürmisch.

Selbst Ende September ist die Chora abends voller Menschen. Wir sitzen gern vorm Pandeboy und beobachten die Volta und entscheiden uns dann, etwas mehr Ruhe und weniger Wind zu suchen. Ramona ist noch nie Skopelitis gefahren und freut sich mit mir, dem Rummel zu entkommen. Als das Schiff am nächsten Tag um zwei nach Iraklia ablegt, sehen wir, dass Boulamatsis wieder auf hat.