Rundfahrt durch Nordeuböa

2014

Es kündigt sich ein bedeckter Tag an. Wir entscheiden uns, die Strandsachen in den Wagen zu packen. Vielleicht würden wir sie noch brauchen. Doch erst einmal wollen wir uns auf die Suche nach der geheimnisvollen Fähre nach Skopelos machen. Bisher kennen wir jedenfalls nur Fähren zum Festland. Wir fahren von Limni durch das grüne Bergland Nordeuböas auf einer breiten Straße Richtung Strofilia. Dort biegen wir rechts ab, kommen bald in Mandoudi an und sehen die Schilder, die das Ferryboat ankündigen. In Richtung Limani wird die Straße immer schmaler. Hier soll ein Hafen sein?

Nach einigen Kilometern gelangen wir an eine riesige nagelneue Mole. Zwei Angler uns, ja, abends würde eine Fähre nach Skopelos fahren. Ja, seit einem Monat. Am Tickethäuschen steht nichts, keine Fährzeiten, keine Preise. Mysteriös. Ein paar Meter entfernt finden wir in der einsamen Gegend drei kleine Kirchen und sind sicher, dass die Erbauer dieses Fährhafens hier vorher darum gebetet haben, dass ihr Anleger ein wirtschaftlicher Erfolg werde. Wir sind skeptisch. Zum Warten auf die Fähre aber ein geeigneter Ort. 

Wir fahren wieder zurück und dann die Nordschleife entgegen dem Uhrzeigersinn über Agia Anna bis nach Vassilika und Psaropouli, eine Gegend, die mesedes allen ans Herz legt. Im September liegt der Strand wie ausgestorben da. Wir stellen am Hafen den Wagen ab und gehen ins Atria, wo Nikos leckeren Frappé macht. Sein Kumpel Georgios ist mal in Brake gewesen und so plaudern wir etwas vor dem schmalsten Kafeneion, das ich je besucht habe. Nikos gibt uns noch kleine Fläschchen Tsipouro mit, ein herzlicher Mensch. 

Hunger haben wir noch keinen, also fahren wir weiter hoch in den Norden auf der Straße, die wir in den Achtzigern kennen gelernt haben, als der „Highway“ Loutra – Limni noch nicht existierte. Hinter Artemisio biegen wir rechts ab nach Pefki. Dieser ansonsten rummelige Ort liegt ruhig da. Der große Parkplatz ist fast leer, doch am Strand gibt es Badegäste, aus dem östlichen Europa, wie die Schilder an einem Bus verdeutlichen.

Auf dem kurzen Stopp essen wir die mitgenommenen Früchte und weiter geht es durch das laubbaumgrüne Euböa nach Istiea. Wir wollen nicht hindurchfahren auf der Straße, die über Neos Pirgos nach Louta Edipsos führt, sondern suchen die Abkürzung Richtung Rovies. Die einst neue Straße durch den Berg, bei manchem Griechen auch schon mal als Lidl-Highway bekannt, sind wir früher schon mal gefahren. Wir sind erstaunt, wie kaputt sie schon ist, voller Wellen und Löcher am Rand. Dann setzt auch noch leichter Nieselregen ein und ich fahre sehr langsam. Zum Glück ist wenig Verkehr. Als wir gegen halb vier am Herakles ankommen, scheint die Sonne wieder und wir genießen Strand und Meer. 

Nach dem Duschen bekommen wir auf unserer Terrasse als besonderes Schauspiel das Springen von zwei Delfinen geboten, die man immer mal wieder im Evoikos Kolpos sieht. Leider sind sie zu schnell wieder verschwunden für meine Kamera, doch solche Glücksgefühle speichern wir in Kopf und Herzen.

Wir packen unsere Siebensachen und ich nehme ein letztes Bad im Chroniameer. In Rovies schauen wir nach neuen Zimmern direkt am Meer und in Limni bei Graegos für das nächste Jahr. Dort kommen wir mit Antje ins Gespräch über die Schule hoch über der Stadt und die Kinder in Limni, die uns im Vergleich zu früher etwas schwergewichtiger erscheinen. Fastfood und mangelnde Bewegung – ein Schulbus bringt sie vom Hafen hoch zur Schule und zurück – haben Einzug gehalten. 

Wir essen ein letztes Mal im Platanos, packen zwei Paputsakia für Jannis ein, verabschieden uns von Evi und Jannis und machen uns bei 25 Grad auf die Rückfahrt durch die Berge. Die Straße ist gut zu fahren, nur in Nea Artaki wird gebaut und der Verkehr staut sich. Auf der Autobahn hinter Chalkis sehen wir schon die dunklen Regenwolken im Süden. Bei 15 Grad und Starkregen fahren wir ein in Athen und hindurch. Dann kommt wieder die Sonne heraus und am Flughafen hat es wieder 26 Grad. Eine wenig nette Überraschung bringt dann das Einchecken. Was wir in Athen lange nicht erlebt haben, ist griechisches Chaos. Eine Frau fertigt ab, drei Frauen und zwei Männer schauen zu, und mit deutlicher Verspätung geht es dann nach Hause.