Amorgos - Vom Winde verweht

2021

Als die Skopelitis aus dem Windschatten von Naxos heraus und die See offen ist, schwankt sie beträchtlich. Wir halten uns gegenseitig fest und bleiben auf dem Oberdeck, unten spritzt es schon. Die Norweger sind verschwunden. Ein junges Paar balanciert vor uns die ganze Fahrt und hat Spaß. Ich friere, bin es bald leid und freue mich, als die Hafeneinfahrt von Katapola sichtbar wird. Ramona lächelt.

Ich bin froh und hoffe, wir werden abgeholt. Vor 6 Jahren war ich bei Eleni. Sie hat wohl schon zu, so hab ich am Vortag was anderes gebucht. Die Abholer verschwinden schnell, es ist extrem windig. Schließlich finden wir wen, der uns zu unserer Unterkunft in der Nähe der Kirche führt und schnell wieder zum Hafen verschwindet. Wir sind froh, in eine warme Wohnung zu kommen, die sich dann als fast fensterlos im Erdgeschoss mit Zugluft durch die Tür herausstellt. Ramona sieht mein dummes Gesicht und zählt mir zwei Unterkünfte aus vergangenen Zeiten auf, die viel extremer gewesen sind.

Wir richten uns notdürftig ein und wollen dann schauen, was uns in der Hafengegend erwartet. In der Mitte wird gerade ein Lastwagen beladen. Wir müssen warten und erfahren, dass eine französische Filmcrew unterwegs ist, die einen Film über die Veränderung der Kykladen dreht. Als wir uns in der Nähe von Eleni ins Akri setzen wollen, riecht es merkwürdig. Ramona möchte kein altes Fett, also geht es bei Wind und Niesel zurück. Die meisten Restaurants sind gut besucht, wir finden dann noch einen Tisch im Corner zwischen Französinnen und Engländern und essen Lamm aus dem Ofen. Dann fallen wir geschafft in unsere Betten.

Und schlafen schlecht und wachen früh auf. Ramona möchte in unserem „Loch“ nicht frühstücken, also gehen wir zu Vangelis vors Mythos und essen da. Am Anleger liegt die Skopelitis. Sie ist heut früh nicht gefahren.  

Wir holen uns beim Bäcker leckere Tiropites, leihen uns einen kleinen Wagen und hoffen auf weniger Wind in Aegiali. Aber erst müssen wir ja zur Chora hoch. Der Wind ruckelt am Auto. Oben auf dem Parkplatz an der Chora bekommen wir nur mit Mühe unsere Türen auf. Ramona ist bedient. So hat sie sich Amorgos nicht vorgestellt. Wir haben Angst wegzuwehen und flüchten uns in die Gassen der Chora. 

Es ist leer, nur beim Kathodon sitzen Wanderer und trinken Kaffee oder Frappé wie wir. Der Rückweg ist für unsere Knie beschwerlich. Ramona mag nicht mehr zum Kloster Chozoviotissa. Ich überrede sie zur Fahrt hinunter nach Aegiali. Vielleicht ist es da windstiller.  

Wir haben Glück. Die Sonne scheint und Aegiali ist freundlich zu uns. Auch hier wird gebaut. Wir finden einen Schattenplatz am Strand und baden. Das versöhnt uns mit der Insel.

Als wir zurück in Katapola sind, erleben wir wieder heftigen Wind und beschließen, „unsere Zelte abzubrechen“. Die Schlange im Ticketbüro ist lang. Ich brauche über eine halbe Stunde. Das Essen im Mythos im Windschutz gibt uns Wärme und das Makboula der Mama als Nachtisch einen Pluspunkt für die Insel. Mein Fazit: Amorgos ist nicht immer eine Reise wert.

Um fünf in der Frühe stehen wir auf, gehen im Dunkeln los und hören Hunderte von Koffern aus den Gassen rollen. Ich habe das Gefühl, alle Reisenden verlassen fluchtartig die Insel. Im Ernst, so voll habe ich die frühe BlueStar noch nicht erlebt. Auch an den nächsten Häfen steigen nur müde Menschen zu. Als das Schiff um neun in Naxos anlegt, geraten wir in Regen und Wind. Die Wellen schwappen auf den Pier. Wir sind froh, dass Nicole uns abholt.