Apiranthos - Koronos - Lionas

2016

Als ich Mittwoch aufwache, sehe ich vom Balkon aus, dass der Himmel zu ist und der Wind heftig aufgefrischt hat. Acht Beaufort, meint Nikos mit Windkennerblick. Ich nehme mir also einen kleinen Wagen, um in die Berge zu fahren. Am Parkplatz unterhalb von Grotta kann ich kaum die Tür öffnen, so stark ist der Wind. Für Fotomotive ein guter Platz.

Beim Frühstück treffe ich Naxos-Jorgo, der ein BigBreakfast ordert, kein GreekBreakfast. Marietta lächelt verständnisvoll. Wir verabreden uns, abends nach Filoti zum Essen zu fahren. Da bin ich im Dunkeln noch nicht gewesen.

Dann also mit einem Tiropita auf nach Apiranthos, ein Ort, an dem ich bisher immer vorbeigefahren oder nach Moutsouna abgebogen bin. In Chalki halte ich kurz an meinem Lieblingsplatz und beschließe, auf dem Rückweg einzukehren. Vor dem Platanos in Filoti sitzen schon Busgäste und trinken Kaffee. Schnell die morgens gut zugeparkte Hauptstraße in die Serpentinen hoch. 

Bald bin ich in Apiranthos und parke neben einigen Kleinbussen, die schon Rentner auf ihrer Inselrundfahrt hergebracht haben. Geschäfte werden mit Sackkarren beliefert. Ich mache mich auf kleine Gassen gefasst und bin nach wenigen Metern im Schatten begeistert von dem hübschen Ort. Die Schule hat gerade aus, Kinder werden abgeholt, Touristen kaufen Karten oder Kräuter, Griechen trinken Kaffee im Kafeneion. Der Ort gefällt mir so gut, dass ich ihn noch mal abends besuchen möchte.

Doch dann geht es weiter nach Koronos. Auch dieser Ort liegt am Hang, der Ortskern eher im Tal. Also parke ich oben an der Bushaltestelle, wo schon drei Mietwagen stehen und mache mich auf den vielen steilen Treppen an der Kirche hinunter ins Labyrinth. Nikos hat mir Matinas Taverne unten im Zentrum ans Herz gelegt, doch Wegweiser gibt es nicht und Menschen sind an diesem Morgen nicht zu sehen. Der Ort wirkt wie ausgestorben. Irgendwo höre ich ein Radio.

Aber meine Entscheidungen, links oder rechts abzubiegen, sind erfolgreich. Ich stehe plötzlich mitten im Ort und fast in der Taverne Platsa. Einige Wanderer sitzen da und warten aufs Mittagessen. Aus der Küche riecht es sehr gut. Ich werde von Matina herzlich begrüßt, finde einen Schattenplatz und bekomme einen leckeren Frappé.

Als ich bezahlen will, erklärte mir Matinas Tochter, es gehe aufs Haus. Matina winkt. Vielleicht sollen wir abends hier her zum Essen fahren. Aber ob ich mich im Dunkeln in dem Labyrinth zurecht finden werde? Der Rückweg ist für mich schon eine Herausforderung, doch ich orientiere mich an dem Kirchturm und finde natürlich mein Auto.

Kurz vor Koronos habe ich den Wegweiser zur Panagia Argokiliotissa gesehen. Der Himmel hat sich wieder zugezogen und ich fahre die Serpentinen im Wind hinunter zu dieser Wallfahrtskirche. Die neue riesige Kirche ist noch im Bau und zugesperrt. Die schöne ältere Kirche steht in der Nähe und gefällt mir viel besser. Der Wind haut mich fast um, also schnell ein paar Fotos und einen Blick nach Donoussa hinüber und zurück aus dem Wind.

Jorgo hat mir einen Besuch von Lionas empfohlen, den Strand und die Tavernen. Ich fahre auf den Serpentinen zurück, dann auf der Hauptstraße weiter und wieder rechts ab in Richtung des kleinen Dorfes. Unten angekommen bin ich im Tal mitten im Ort fast am Strand. Steine, Steine, Steine und hohe Wellen. Wie bin ich nur auf die Idee gekommen, meine Badesachen mitzunehmen?

Rechter Hand gibt es drei erhöht liegende Fischtavernen. Beim Vorbeifahren nehme ich wahr, dass wirklich auf jeder Terrasse eine Frau an den Rand tritt und mich hochwinkt. Oben ist höchstens jedesmal ein Tisch belegt. Unten auf dem Parkplatz stehen drei Mietwagen, ein Scooter und hinter mir rollt ein Quad heran. Die jungen Leute in kurzen Hosen, Shirts, aber mit Helmen drehen bei dem Wind sofort um. Ich steige aus, der Wind reißt mich fast weg, aber der Strand bietet schöne Bilder an.

Ich setze mich auf der linken Seite in den Windschatten, trinke mein Wasser und esse mein Tiropita. Die Frauen sind wieder im wind-geschützten Teil der Terrassen verschwunden. Als nach fünf Minuten der nächste Mietwagen ankommt, beginnen sie wieder mit ihrer Arbeit. Ich fahre zurück, winke ihnen zu und weiß, Lionas ist nur was für „harte Strandmenschen“.

Zurück nehme ich die ruhige Strecke über Kinidaros an den Marmor-brüchen vorbei. Also gibt es in diesem Jahr keinen Halt in Chalki. 

Als ich abends Jorgo in Agia Anna abhole, erzählt er mir, dass er Lionas ganz anders in Erinnerung habe, sonnig, kein Wind und Leute im Wasser. Warum ich denn nicht ins Delfinaki gegangen sei?

Ich finde, dass einmal essen gehen reicht. Und wir wollen ja nach Filoti.

Er dirigiert mich ohne GPS durch die Dörfer hoch in den Berg, hinter Galanado finde ich mich wieder selbst zurecht. In Filoti fahren wir sofort auf den ersten Parkplatz, aber im Juni ist wenig Betrieb, wir hätten also weiter hochfahren können. Beim Spaziergang sehen wir, dass wenige Leute unterwegs sind. 

Wir setzen uns nicht ins Platanos, sondern gehen auf Nikos Empfehlung weiter hoch zu Lykuries, von außen unscheinbar. Zwei ältere Männer vor der Tür, die Kaffee trinken, nicken uns zu und weisen ins Innere. Wir  finden auf der Rückseite eine Art Wintergarten, indem an zwei Tischen Griechen schon früh beim Essen sind. Die großen Fensterflügel sind ausgehakt und uns bietet sich ein toller Blick auf Berg und Himmel und untergehende Sonne. Damit haben wir hier nun gar nicht gerechnet. Die Wirtin ist freundlich, bringt frittierte Zucchini, Rind und Lamm und Biere und wir genießen Essen und Stimmung und klönen. Ohne Nikos Tipp hätten wir diesen Platz nie gefunden.