Und avrio grüßt das Murmeltier

2017

Mit dem Schiff ankommen ist einfach toll. Nach dem Astypalea-Donoussa-Hüpfen freue ich mich auf den Plaka mit etwas mehr Betrieb und stürze mich nach den vielen Omelettes auf das abwechslungsreiche Frühstück im Lotto. Beim Bezahlen treffe ich auf Marietta, die jetzt das Wettgeschäft übernommen hat. Wir verquatschen uns etwas und ich muss den Plakabus am Zebrastreifen anhalten, um noch mitgenommen zu werden. 

Dort freue ich mich, Marianna vorm Amoremio zu treffen und auf ihren Frappé. Ist das schön, dieser Murmeltiermorgen: Ruhe, Sonne, Sand, Wasser, Frappé!

Naxos-Jorgo ist auf seinem Weg zum Vlassys – spätes Frühstück. Murmeltiertag, sag ich doch. Er findet, die Insel sei leer. Bei seiner Ankunft am Vortag hat er das Gefühl gehabt, er habe die BlueStar fast allein verlassen. Ich finde, es ist voller als vor einer Woche. Gespräche auf solch hohem Niveau zeigen, wir sind im Urlaub.

Abends treffe ich am Haus wieder auf Gabi und Susanne aus Mönschenglattback, die Stammgäste sind und mich zum Essen mit ins Agios-Georgios-Viertel schleppen. Ich müsse mal weg von meinen Lieblingstavernen. Bisher habe ich mich von dem Mückenstrand ferngehalten, doch die Wiedersehensfreude ist so groß, dass ich ihnen vertraue. Der Strand mit den Tavernen ist gut besucht, auffordernden Worten von einigen Wirten folgen wir aber nicht, sondern gehen weiter und stehen bald vorm Nissaki, bis wir die Preise sehen - und uns umdrehen und uns auf den Sand hinunter bewegen zum Yialos, wo wir - klar - viel zu viel bestellen. Die Vorspeisenplatte hätte wohl schon gereicht. Ich beobachte das Treiben. Ältere Rentner gehen halbnackt ins Wasser, bevor die Sonne ganz untergeht, männliche Bedienungen machen Scherze, die ich schon vor 20 Jahren nicht lustig gefunden habe, und Mücken stechen, als ob sie den ganzen Tag noch nichts zu sich genommen haben. Wir haben Spaß, bis die Bedienung die Außenbeleuchtung abschaltet, zahlen und machen uns auf zur Paralia. In der alten Ouzeri sind Gabi und Susanne anscheinend Stammgäste, es gibt sofort Uso und Raki und ich muss auf den Heimweg durch den Alten Markt drängen.

Am nächsten Tag habe ich keinen dicken Kopf und einen schönen Tag am Plakastrand. Abends wollen wir mit Nicole und Niko und den Kindern essen gehen, doch wir sind zu faul, und so erlebe ich zum ersten Mal den naxosberühmten Kozi-Bringdienst. Der junge Mann mit dem Moped fährt fast bis auf die Terrasse, nein, er stoppt vor unserem Tisch vorm Haus. Die Spieße sind lecker, der Salat ist es auch, das Alfa und Nikos eigener Wein machen die Runde bis Avrio.

Gabi ist lange nicht im Boulamatsis gewesen. Ich muss ihr erklären, dass die Mamma nicht mehr kocht. Also geht es am nächsten Abend dorthin. Nach dem leckeren Essen nehmen sie mich mit ins Rocks, wo ich bisher nie gewesen bin. Sie kennen Thomas, den Inhaber und einige Frauen dort und sind mitten im Geschehen. Die Cocktailbar liegt in der Fußgängerzone schräg gegenüber vom Wafflehouse. Ich probiere mal Gabis Cocktail, bleibe dann aber lieber beim Alfa und schaue mit den meist deutschen männlichen Gästen den letzten 30 Minuten von Real Madrid zu, wie es Juventus Turin im Finale der ChampionsLeague abzieht, auch schön. Diesmal gehen wir an der Ouzeri vorbei.

Die Tage verbringe ich immer am Meer, es wird voller, Massaaass-Frauen kommen vorbei und auch neue Sonnenbrillen hätte ich Hunderte kaufen können, auf dem Wasser tummeln sich die Surfer und die Pizzen werden bis an den Strand gebracht. Marianna freut sich, dass das Geschäft besser läuft.

Abends bin ich dann noch so satt vom Tiropita von Grigoris, dass ich nur Lust auf Pitagyros bei Yassouflaki habe, wo es schnell geht und total lecker ist. Das Milfait beim Rondewu ist so groß, dass ich die Hälfte der Portion lieber Nicole mitbringe.

Beim Bummel durch Agios Georgios und andere Stadtteile merke ich, einige Läden haben ihre Preise etwas angezogen. Ich kaufe wieder so viel Rikahonig in dem Gemüseladen gegenüber der Piräusbank, dass der Koffer voll, aber nicht übergewichtig wird. 

Zuhause trinken Nikos und ich Kaffee und reden über die Arbeit und seine vielen Berufe und meinen einzigen mit den verschiedenen Arbeitsbereichen, doch an unserem Englisch müssen wir wohl beide arbeiten, wenn die Verständigung im Herbst besser sein soll.

Abends zieht es die beiden Frauen und mich diesmal ins Oasis im AG-Viertel und wir nehmen noch Suzanne aus Nantes mit, die sich ein paar Tage Naxos auf dem Roller gönnt. Das Essen ist lecker, die Unterhaltung intensiv und Gabi und Susanne kennen natürlich die deutsche Wirtin, und so gibt es Raki und Uso und vorher noch Fußball im ZDF. Agios Georgios ist schon sehr speziell, für mich eher ein Ausflug in eine andere Naxoswelt.

Als sie am letzten Tag mit Evas Auto zum Kalandosstrand tief im Süden der Insel aufbrechen wollen, bin ich zu faul und genieße als Murmeltier noch mal den Plaka sowie das Yassouflaki und verabschiede mich auch spät noch im Lotto.

Um halb sieben in der Früh bringt mich Niko zum Flieger. Adio. Avrio.