Naxos 2018 – Alles nichts anders

Der kleine Flieger setzt mich nachmittags mit Jannis und Ramona auf Naxos ab. Jannis ist gespannt auf unsere derzeitige Lieblingsinsel, von der wir viel erzählt haben. Mit uns verlassen Xristo und seine Frau das Flugzeug, die weiter zu den kleinen Kykladen wollen. Natürlich sehen wir uns abends auch im Boulamatsis wieder. Meine Reise soll mich nach Sifnos und Folegandros führen. Ich habe Lust auf westliche Kykladen. Es ist richtig warm Anfang Juni. Die Woche davor ist lausig kalt gewesen. Wir haben also Glück, abends bei herrlichem Wetter mit Paputsakia, Suzukakia, Vlita und krossen Patates unsere Reise beginnen zu können. Jannis gefällt die Atmosphäre sofort und wir sind froh. Dann noch einen Frappé vorm Lotto. Ich nehme den Umbau und die neuen Toiletten wahr, größer, moderner und mit Saloontüren. Das ist wohl der neue Trend. Solche Türen sehen wir nun öfter vor WCs. Was sich wohl sonst noch so getan hat?

Nach einer langen ruhigen Nacht sitzen wir bei Emma beim Frühstück. Die Karte ist ebenso verändert wie die Situation, nebenan ist der Schlachter verschwunden, und morgens wird noch am Umbau gearbeitet. Das Frühstück City heißt jetzt Naxos, doch Jannis entscheidet sich für Elliniko und Tee, ola kala. Beim Busbahnhof ist das Konzept - falls es je eins gegeben hat – umgekrempelt worden. Die Taxen parken an der Parkseite, vorm Tickethaus halten nun die Busse in Zweierreihen ohne erkennbare Ordnung, die Wartebänke stehen voll in der Sonne. Eine sinnvolle Beschilderung fehlt aber weiterhin, ola kala.

Bei Grigoris gibt es Choriatiki Tiropita und Plastiktüten für 4 Cent dazu - und natürlich Probleme mit den Wechsel-Cent-Stücken. Also besser für die nächsten Tage einen Beutel mitnehmen, alles neu seit Mai. Der 11-Uhr-Bus bringt uns zum Plaka, wo wir Marianna erwarten und enttäuscht werden. Sie ist nicht mehr da. Unsere Lieblingsliegen hat Olti übernommen und der kann zum Glück genau so guten Frappé machen. Wir genießen Wasser und Strand und die kleinen Ausläufer der Bugwellen der größeren Fähren, die nahe Paros vorbeirauschen. Viele italienischen Touristen sind neu am Strand und kreischen auf und ich verstehe „Tsunami“ und weiß, die Welt hat sich weiter verändert. „Tsunami“ ist nun auch ein griechisches Wort.

Abends suchen wir das Kozi auf, Fleisch ist Jannis' Wunsch und Pikilia Atomiki das richtige für ihn. Für uns tun es frittierte Zucchini, Suflaki und Sheftalia. Die Tische sind gut besetzt. Der Blick auf die Portara im Dunkeln ist immer wieder ein zusätzlicher Anreiz, diese Taverne abseits des Rummels zu besuchen. Auf dem Rückweg machen wir noch Halt im Meli kai Kanela und Jannis bekommt einen total cremigen Milchshake, was ein guter Abschluss für diesen Tag ist.

Am Freitag wird es heiß am Strand und voller, deutlich mehr Griechen kommen. Abends geht es auf die Dachterrasse des Oniro zu Kleftiko, Risotto und Kotopoulo, ein toller Ausblick und ein ganz anderer Geschmack als am Vorabend. Als wir beim späten Bummel noch im Rondewu einkehren, weil es Ekmek Kataifi gibt und Frappé, Milchshake und Espresso und wir die Volta gucken können, ist Jannis klar, warum wir in den letzten Jahren immer mal Naxos besucht haben.

Am nächsten Abend sind wir im Yasouflaki, immer wieder gern, vorher aber müssen wir hoch auf die Portara , das haben wir lange nicht gemacht. In der beginnenden Dämmerung ist es ein anrührender Moment, neben ihm zu sitzen und von oben auf die Stadt zu schauen.

Für den Sonntag haben wir uns einen kleinen Wagen geliehen. Als wir los wollen, ist er unten auf dem großen Parkplatz zugeparkt worden. Ja, Griechen und ihre Liebe zu Autos! Immer wieder ein schönes Thema. Also erst mal frühstücken. Dann fällt auch noch der Strom aus. Super! Im Lotto gibt es nur Elliniko und Käse und Joghurt und Psomi. So wie früher. Als wir zurück zum Auto kommen, kann es losgehen, einer der Nachbarn hat den Weg frei gemacht.

Jannis will den Kouros sehen, also geht es hoch nach Norden. Der Stausee als Wasserspeicher ist nur noch zur Hälfte gefüllt, schon der Salzsee beim Flugplatz ist ja total leer gewesen. Wasser könne ein Problem werden in diesem Jahr, hat Niko schon prophezeit. Jannis findet den Kouros klasse und klettert natürlich darauf herum. Als einige Wagen mit italienischen Großfamilien kommen, machen wir uns schnell auf nach Apollonas, wo wir den Schatten am Wasser brauchen, denn es ist hochsommerlich warm geworden. Die nächsten Autos kommen und finden am Ende schon keine Parkplätze mehr. Das Parkchaos beginnt. Ich versuche vergeblich, Tiropites aufzutreiben, der Strom ist zwar wieder da, aber gebacken hat sie niemand. Dann lieber wieder ins Auto und über Moni zurück irgendwo an einen Strand.

In Kastraki und Mikro Viglia finden wir kaum Schatten und vor allem keine Liegen, also durch Schilf und über Schotterwege zum Plaka. Olti bringt uns eine Pizza, sehr lecker und für den Nachmittag genau das Richtige, um den kleinen Hunger zu stillen. Die Stimmung am Strand ist klasse und wir bleiben bis zum Abend. Auf dem Rückweg kommen wir wieder beim Honigladen vorbei. Der Rika sei dieses Jahr selten und nicht sehr stark, erfahren wir. Wir nehmen ihn trotzdem mit.

Da wir den Wagen haben, wollen wir abends raus aus der Stadt. Nicole empfiehlt uns die Dorftaverne von Kourounochóri, zehn Minuten weg, Richtung Melanes. Endlich mal wieder ein Abenteuer. Es wird dunkel, bei der Gabelung vor Melanes haben pfiffige Griechen die Wegweiser zugesprüht, wir fahren rechts und verfranzen uns total. Ein Treckerfahrer ohne Licht hält und zeigt uns an: besser zurück. Schließlich finden wir den Ort, aber den falschen Ortseingang. Vor dem leeren Grigoris sitzen zwei Männer, rauchen und trinken Ouzo. Wir sind wohl falsch, doch wollen nicht zu Fuß durchs Labyrinth nach oben, sondern fahren einmal um den Ort herum und sind, kaum abgebogen, schon bei O Mousátos angelangt, einer typischen Dorftaverne. Und wirklich, am Tisch der Männer sitzen zwei Bärtige. Es gibt Moussaka, Pastizio und mit allem Drumunddran waren wir am Ende bei 20 Euro, lecker und günstig. Die Rückfahrt dauert keine zehn Minuten.

In den nächsten Tagen ist es vormittags immer windig und daher nicht sehr voll am Strand, nachmittags aber dann fast schon zu heiß. Wir genießen das faule Strandleben sehr, abends füllt sich die Stadt immer mehr mit Touristen, wir gehen bummeln, besuchen unsere Lieblings-restaurants, kaufen Tücher und kleine Geschenke und sitzen ein letztes Mal zusammen vorm Lotto beim Kaffee und Milchshake und „bewundern“ die vielen Leute. 

Dann noch ein letztes gemeinsames Frühstück und Nicole bringt Ramona und Jannis zum Mittagsflieger nach Athen. Ich lasse es mir bis drei am Plaka gut gehen und um fünf fährt Niko mich zum Hafen. Der Seajet ist fast pünktlich und ich hoffe, ich werde nach langer Fahrt über Santorini, Folegandros und Milos noch im Hellen in Sifnos ankommen.