Astypalea - Die Schmetterlingsinsel

oder: In the Middle of Nowhere

2017

Noch nie bin ich auf einer griechischen Insel gewesen, auf der Mopeds so sehr das Leben bestimmen. In der Chora fahren sie hoch und runter, von Livadi hoch und zum Hafen Pera Gialos hinunter. Für Fußgänger ist es also nicht so einfach auf der abgelegenen Insel zwischen den Kykladen und dem Dodekanes, eine Insel von der einige Bekannte sehr geschwärmt haben. 

Mitten im Dunkel der Nacht kommt die Blue Star im Hafen Agios Andreas an, mitten im Nichts. Ich bin froh, dass ich meine Jacke anhabe, denn es ist kalt, und dass ich im Schutz eines Lkws Maria sofort finde, die mich auf verschlungenen Wegen mit zu ihren Studios am Strand von Livadi nimmt, wo ich den Koffer abstelle und mich sofort unter die Decke des Bettes verkrieche.

Morgens scheint die Sonne, Maria ist schon wieder wach und bringt mir Karten der Insel und ein Risogalado zur Begrüßung. Zu Fuß mache ich mich zur Chora hinauf, fünfzehn Minuten die Serpentinen hoch, und werde von Mopeds und einigen Autos überholt. Die Aussicht auf das Kastell mit der Panagia Kastrou beeindruckt mich den ganzen Weg über. Schon etwas erschöpft erreiche ich die Ebene mit den roten Windmühlen und genieße in Ruhe den Blick hinunter zum Strand. Zum Frühstücken kehre ich am Ende der Hauptgasse im alten Kafeneion Oi Myloi ein und setze mich auf die Terrasse hinter dem Gastraum, schaue auf den alten Hafen, bekomme ein leckeres Omelette und einen frischen Orangensaft und kehre nun immer wieder hier ein. Abends sitze ich neben vielen anderen an der Straße und erfreue mich an Kaffee und Atmosphäre der wunderschönen einsamen und leeren Insel.

Den Weg hoch zum Kastell unternehme ich in der Mittagssonne und finde mich im Geflecht der Gassen schnell zurecht. Vom Kastell aus hat man einen schönen Überblick über die Chora und das Meer. Die weißgekalkten Häuser lassen mich an Kykladeninseln denken, obwohl ich weiß, dass Astypalea zwischen den großen Inselgruppen liegt und zum Dodekanes gezählt wird, mich aber beim Blick auf die kargen runden braunen Bergrücken etwas an den Süden von Kreta erinnert. Beim Abstieg zur Windmühlenebene verstehe ich, warum Reisende vor mir so viele Motive für ihre Fotosammlung gefunden haben. 

Am nächsten Morgen fahre ich den steilen Weg zum alten Hafen Pera Gialos hinunter und muss dabei natürlich entgegenkommenden Mopeds ausweichen. Unten im Hafen besorge ich mir das Ticket für die Weiterreise und erfahre, dass die Blue Star im Niemandsland des neuen Hafen Agios Andreas anlegt, um für die Reederei 30 Minuten Zeit pro Richtung zu sparen. Im Hafen ist wenig los, selbst in dem bunten Café sitzen nur drei junge Griechinnen, doch Frühstück gibt es leider nicht. 

Abends kehre ich meist im viel gelobten Barbarossa ein. Dort ist es etwas geschützter als im Agoni Grammi oder im Ageri. Seit Kreta habe ich kein Kleftiko mehr gegessen. Es ist lecker. Auch die gefüllten Zucchini am anderen Abend mit Eis vom Haus danach kann ich nur empfehlen. Dann bummele ich durch die Gassen und setze mich an die Straße gegenüber vom Myloi, trinke einen Espresso und sehe den wenigen Menschen zu, die im Mai den Abend hier verbringen. 

Am letzten Morgen erlebe ich noch, wie schwierig es ist, in dem engen Gassengewirr zu bauen oder zu renovieren. Der Betonmischer muss zentimetergenau manövrieren, um nah genug an die Baustelle zu kommen. Mir scheint, als ob es genug Arbeit gibt in der Chora. Abends wirken die Männer vor und im Myloi zufrieden. Die Saison kann beginnen.