Naxos - Im Garten von Agia Kyriaki

2018

Die Reise von Folegandros nach Naxos geht sehr schnell und ich freue mich, mittags anzukommen und mit dem Bus gleich an den Strand fahren zu können. Im Wasser ist es toll und mir ist klar, was ich an Naxos habe.

Immer mal neue Inseln zu besuchen, um festzustellen, wie anders sie alle sind, gefällt mir, aber ich spüre, dass ich diesen Strand und diese Stadt und ihre Menschen jedes Jahr brauche und immer fauler werde. Natürlich treffe ich beim Alleinreisen auch interessante Menschen, aber meist sind es Reisende wie ich. Intensive bleibende Kontakte zu Griechen wie in früheren Jahren sind die Ausnahme. Vielleicht liegt es an mir und dem Alter. Ich bin rastloser geworden, neue Inseln besuche ich nur wenige Tage und wäre gern länger geblieben, aber richtig klar wird es mir meist erst zuhause.

Im Kastell treffe ich Evan, der kurz zu Besuch ist und von seinen Plänen in Athen erzählt, Joana, die Schiffstouren vermittelt, und Niko, der die Mauern der Kirche Agia Kyriaki weißt, als es etwas kühler geworden ist.

Abends besuche ich meine Lieblingsrestaurants und sehe spät im Rongdewu auf dem Fernseher, wie die Kroaten in den letzten zehn Minuten die Argentinier bei der Fußball-WM mit 3:0 abschießen. Vorher habe ich nur wenig von der WM mitbekommen. Bei Deutschlands Blamage gegen Mexiko bin ich im Seajet nach Folegandros gewesen, wo im griechischen Fernsehen nur Basketball lief: PAOK gegen Olympiakos. Auch nicht gerade spannend. Das Limoneneis vom Wafflehouse in Naxos nach dem Essen ist schon viel spannender und leckerer. Mmmh!

Am nächsten Tag schließt mir Niko den Garten auf zur Kirche Agia Kyriaki hinter dem Kastro. Kirchen und Klöster mag ich nur von Weitem gern, drinnen komme ich mir immer etwas überflüssig vor. Der Prunk im Inneren einiger Häuser reicht fast an den römisch-katholischer Kirchen und schreckt mich eher ab. Außerdem weiß ich ja, dass einige Pappas das Zeigen solcher Fotos gar nicht mögen.

Der kleine Garten Agia Kyriaki bietet mir Ruhe zum Lesen und zum Fotografieren. Es ist schattig und kühl, ich bin wie abgeschnitten von der Welt. Als ich gehe, schließt Niko wieder ab.

Dann gibt es auf der Terrasse vorm Haus doch noch Fußball und leckeres Essen mit einigen Freunden. Public Kastro Viewing. Gefüllte Kalamari, Loukaniko, Fasolakia, Choriatiki und Esabier sind besser als weite Teile des Spiels gegen Schweden. Als schließlich Kroos die deutsche WM-Hoffnung am Leben erhält und in letzter Minute den Freistoß ins gegnerische Netz schlenzt, ist der deutsch-griechische Jubel groß. Wir diskutieren noch über Fußball, Graffitikunst am aufgegebenen Hotel bei Alyko und neue griechische Biersorten, bis ich müde ins Bett falle.

Nicole bringt mich am nächsten Morgen zum Flieger. Mechri avrio ...